Künstlerische Gesamtleitung: Prof. Katharina Wagner
Diskurs Bayreuth
Seit 2017 erweitern die Bayreuther Festspiele ihr Rahmenprogramm um die Veranstaltungsreihe DISKURS BAYREUTH. Künstlerisch und wissenschaftlich soll darin das kulturhistorische Phänomen „Richard Wagner“ reflektiert und kontrovers erörtert werden. Begrenzte Platzkapazität. Alle Angaben ohne Gewähr.

Diskurs Bayreuth 2025
Die Erfindung der Vergangenheit
„Eine ungeheure Vergangenheit ist in uns vererbt. Unser Gedächtnis citiert beständig. Wir dürfen unter uns auf eine fast gelehrte Weise anspielen: wir verstehen uns schon.“
(Fr. Nietzsche)
Kunstwerke als Träger eines kulturellen Gedächtnisses, das scheint selbstverständlich. Ohne das Bewusstsein über historische Kontinuität keine Selbstvergewisserung der eignen Gegenwart. Aber hat die Abrufung historischer Modelle nicht auch etwas Eskapistisches? Die Flucht in eine verklärte Vergangenheit etwas Beschönigendes? Ist Gegenwart zuweilen so unattraktiv, dass sie versucht, sich in einer idealisierten Vergangenheit wieder zu finden? „Früher war mehr Lametta“; so hat Loriot dieses Phänomen unnachahmlich verkürzt und auf den Punkt gebracht.
Richard Wagners Meistersinger ist Musterbeispiel und Höhepunkt zugleich für den Historismus im Musiktheater des 19. Jahrhunderts, und die Neuproduktion bei den Bayreuther Festspielen 2025 Anlass, diese Phänomene zu durchleuchten. Fachleute aus vielen Fachbereichen werden vom am 07. und 08. August 2025 während der Festspiele diese Fragen über Gattungsgrenzen hinweg präsentieren und diskutieren. Das Publikum ist hierzu herzlich eingeladen. Der Eintritt ist frei.
Programm:
Donnerstag, 07. August
11:00 Uhr
Dr. Markus Kiesel, Heidelberg
Dramaturg / Kulturmanager / Musikwissenschaftler
Einführung
Vorträge I:
12:00 Uhr
Prof. Dr. Anna Langenbruch, Carl-von-Ossietzki-Universität Oldenburg
Vergangenheit erfinden, Vergangenheit aufführen:
Geschichte im Musiktheater
13:00 Uhr
Dr. Adrian Kech, Ludwig-Maximilians-Universität München,
Kritische Ausgabe der Werke von Richard Strauss
„Nichts ist schwieriger als sich das Existierende als nicht existierend vorzustellen“
Das Verhältnis zwischen den Meistersingern und dem Rosenkavalier
14:30 Uhr: Round table
Matthias Davids, Linz; Andrew D Edwards, Guildford, UK
Regisseur und Ausstatter der Meistersinger von Nürnberg,
Bayreuther Festspiele 2025
„… dass ich schon längst ihn im Bilde sah!“
Von der Idee zum Bühnenbild. Die Neuproduktion der Meistersinger 2025
Vorträge II:
16:00 Uhr
Dr. Christian Hüttemann, Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
„… lebt’s nicht in deutscher Meister Ehr‘?“
Kulturgüterschutz und Erinnerungskultur
Freitag, 08. August
Vorträge III:
10:30 Uhr
Prof. Dr. Bernd Zegowitz, Goethe-Universität Frankfurt
Die (V)erklärung der Gegenwart durch die Vergangenheit
Das historische Drama des 19. Jahrhunderts
(Grillparzer, Grabbe & Co)
11:30 Uhr
Dr. Alexander Meier-Dörzenbach, Hamburg
Dramaturg / Kunst- und Musikwissenschaftler / Amerikanist / Kulturwissenschaftler
„Zu lebendiger Zeit unnützes Erinnern“:
Bilderwelten einer Zeit, die es nie gab
13:00 Uhr
Roland Dippel, Leipzig
Kulturjournalist / Kulturmanagement / Education / PR / Marketing
„Dass Volk und Kunst gleich blüh‘ und wachs‘ “
Spielpläne des Musiktheaters im deutschsprachigen Raum: Chancen und Verwerfungen
14:00 Uhr
Prof. Dr. Nike Wagner, Wien / Salzburg
Publizistin / Dramaturgin / Kulturwissenschaftlerin
Via crucis oder Grand Galop?
Wagner und Liszt: ein „Gefühlsverständnis“
15:00 Uhr
Dr. Dietmar Schuth, Heidelberg
Kunst- und Architekturhistoriker / Kurator / Museumsleiter
„Was geht mich alle Baukunst der Welt an!“
Das Bayreuther Festspielhaus
– Änderungen vorbehalten –
Veranstaltungen
07. August 2025: 11:00–18:00 Uhr
08. August 2025: 10:30–16:00 Uhr
Veranstaltungsort
Festspielhaus, Probebühne IV
Festspielhügel 1-2, 95445 Bayreuth
Archiv
Wer den Namen Richard Wagner hört, denkt vielleicht nicht als erstes an „Komödie“. Ja, bekannte Kritiker sprachen ihm das Talent zum „unbefangenen Frohsinn“ schlichtweg ab. Diskurs Bayreuth setzt die rosarote Brille auf, wirft Pathos und Tiefsinn über Bord und beleuchtet den Unterhaltungskünstler Richard Wagner. Nietzsche im Ohr, der den Parsifal als „herrlichen Operettenstoff“ pries, versenkt sich Diskurs Bayreuth in Wagners Wortwitz und fragt nach dem Unterschied von einem Käfig voller Narren und Legenden von reinen Toren. Zugleich liest Diskurs Bayreuth in diesem Jahr den Begriff des Lust-Spiels im wörtlichen Sinne: Denn um „höchste Lust“ geht es bei Wagner immer wieder. Die Aussicht auf „Wonnemonde“ war in Wagners Biographie ebenso wie für seine Helden immer wieder ein wesentlicher Motor, die Entladungen seiner Musik werden auch immer wieder in ganz körperlicher Lust erfahren. Ein Diskurs zwischen Liebesverbot und Liebestod, zwischen Eros und Thalia.
* = Die mit einem *Stern gekennzeichneten Beiträge finden hybrid statt
5. August 2024
14-18 Uhr
14 Uhr
Frauenliebe und -leben. Wie Wagners Heroinen lieben
Prof. Dr. phil habil. Friederike Wißmann
Hochschule für Musik und Theater Rostock
Eines haben die Frauenfiguren bei Wagner gemeinsam: sie sind nach irdischen Maßstäben unerreichbar. Die Liebessemantik, die Wagner ihnen auf den Leib komponiert, ist äußerst unterschiedlich. Musikwissenschaftlerin Friederike Wißmann beschreibt exemplarisch Wagners Konzept liebender Frauen-Figuren – und ihre musikalische Gestaltung.
Special Guest: NN
15 Uhr*
So lange ich liebe, stirbt keiner. Lust als Todestrieb in Wagners Tristan und Isolde
Thorleifur Örn Arnarsson*
Reykjavik
Die Bayreuther Festspiele 2024 werden eröffnet durch eine Neuinszenierung von Tristan und Isolde von Thorleifur Örn Arnarsson. Im Gespräch erläutert der Regisseur, wie er sich dem Komplex aus Liebe, Lust- und Todestrieb angenähert hat.
16 Uhr*
Ekstase – oder der Zustand „höchster Lust“
Georg Friedrich Haas*
Columbia University, New York
Wagners „Lust-Spiele“ sind aus dem Geist der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts komponiert. Wie würden komponierte „Lust-Spiele“ am Ende des ersten Viertels des 21. Jahrhunderts aussehen? Was bedeutet der Begriff „Lust-Spiel“ in einer Welt, in der mehr Menschen Pornos sehen als Fußballweltmeisterschaftsübertragungen? Im Gespräch und anhand von Beispielen erläutert Georg Friedrich Haas, einer der profiliertesten Opernkomponisten unserer Zeit, seine Annäherung an das Thema. Wie Richard Wagner betrachtet Georg Friedrich Haas die Oper ganzheitlich. Die Musikalität des Außermusikalischen – z.B. Finsternis, aber auch generell der Einsatz von visuellen Elementen als lautloses Musikinstrument – ist ein fundamentaler Bestandteil seines Musiktheaters.“
17 Uhr*
Wir sind alle Richard Wagner
Alex Ross*
New York
In seinem großen Buch über die Rezeptionsgeschichte Richard Wagners durch die Moderne geht der amerikanische Starmusikautor Alex Ross verschiedenen Fährten im Denken und Schaffen Wagners nach. Wagner ist für Ross ein deutsches Drama, das sich aus der Wirklichkeit, aber auch aus dem Wahn speist. Ist es möglich, die Wunden der Moderne mit den Mitteln der Moderne zu heilen? Und welche Rolle spielt hierbei der „erotische Impuls“?
Ko-Moderation: Kai Hinrich Müller
In Zusammenarbeit mit dem Thomas Mann House Los Angeles
6. August 2024
10-14 Uhr
10 Uhr
Die Lust, der Verlust und das Lustige im Werk Richard Wagners
Prof. Dr. Jochen Hörisch
Universität Mannheim
Wagner hatte einen genuinen Sinn für das Komische, Groteske, durchaus auch für höhere Albernheiten. Viele seiner Werke tragen explizit parodistische Züge (voran Meistersinger und Siegfried). Auffallend ist auch, dass Wagners Werke häufig ambitionierte Paraphrasen alter Stoffe (Edda, Nibelungenlied, Tristan, Parzival etc.) sind. Para-hafte Züge von Wagners Werk möchte der kleine Vortrag herausstellen und so deutlich machen, dass bei Wagner die Lust, der Verlust und das Lustige in einem mal parodistischen, mal paraphrasierenden, mal parasitären Verhältnis zueinander stehen.
11 Uhr
Wagners Wortwitz
Victor Henle
München
Mit „Wagners Wörter“ hat Victor Henle ein Buch vorgelegt, das Liebhabern wie Experten den sprachlichen Kosmos Richard Wagners aufschlüsselt. Im Gespräch gibt er Einblick in das Denken und Schreiben Richard Wagners – mit den Zauberformeln der Etymologie und anderer besonderer Instrumente.
Special Guest: Michael Kupfer-Radecky
12 Uhr
Wagner-Parodien als Strategien der Demokratisierung
Dr. phil. habil. Kai-Hinrich Müller
Hochschule für Musik und Tanz Köln
Die Zahl der Wagner-Parodien übertrifft inzwischen die Zahl der Werke Wagners selbst bei weitem. Nicht ausschließlich dienten solche Anverwandlungen der Persiflage – häufig diente die humoristische Bearbeitung als Medium, das Schaffen Richard Wagners zu „demokratisieren“ und es neuen Zielgruppen zu zu führen. Kai-Hinrich Müller stellt drei verschiedene Wagner-Aneignungen vor, die Wagner auf unterschiedliche Weise und oft mit Humor begegnen.
In Zusammenarbeit mit dem Thomas Mann House Los Angeles
13 Uhr*
Ist er immer pathetisch? Wagner und das Komische in den Meistersingern von Nürnberg
Matthias Davids*
Linz
Im kommenden Festspieljahr soll Regisseur Matthias Davids Wagners Meistersinger inszenieren. Ein Werk, das häufig als intensive Auseinandersetzung Wagners mit William Shakespeare und dessen Komödien gelesen wird. Wie gestaltet Wagner „Komik“ musikalisch? Und wie inszeniert man das?
Im Schaffen von Richard Wagner gingen technische und ästhetische Innovation oft Hand in Hand. Bis in die Details der Theater-Maschinerie vertiefte sich der Gesamtkunstwerker. Bis heute kann er sich als einziger Komponist der Musikgeschichte rühmen, dass ein Patent über einen Bühnenvorhang seinen Namen trägt. Um die WAGNER-MASCHINE geht es bei Diskurs Bayreuth in Begegnungen zwischen Künstlerinnen und Künstlern, Forscherinnen und Forschern und Publikum auf dem Grünen Hügel. Welche Innovationen hat die Geschichte der Bayreuther Festspiele hervorgebracht? Welche Vorstellungen hatte Wagner selbst von einem innovativen Theater? Welche Perspektiven bieten Technologien wie Augmented Reality? Welche ethischen und ästhetischen Folgen hat die Nutzung solcher Technologien? Wie werden sie von Komponist:innen heute eingesetzt? Welche Voraussetzungen benötigt die Maschine „Mensch“, um die Herausforderungen einer Wagner-Partitur zu realisieren?
Mit: Markus Poschner, Jay Scheib, Nathalie Stutzmann, Georg Zeppenfeld
Johanna Dombois, Jochen Hörisch, Gundula Kreuzer, Moritz Lobeck, Kai Hinrich Müller, Brigitta Muntendorf, Wolfgang Struck, Øyvind Torvund
Konzeption und Moderation: Patrick Hahn, Marie Luise Maintz
Das Programm
5. August 2023
10:00 Uhr
Archaik und Hightech. Komponist im Zeitalter der Medienrevolutionen
Jochen Hörisch
11:00 Uhr
Wagner singen. Wie man selbst zum Anderen wird – und welche Rolle das Orchester dabei spielt
Nathalie Stutzmann und Georg Zeppenfeld
12:30 Uhr
Sounding Bodies. Von der Teilbarkeit des Unteilbaren
Brigitta Muntendorf
O Wunder! Wie man das Heiligste visualisiert
Jay Scheib
13:30 Uhr
Maschine im Licht. Noch ein grüner Hügel und seine Medien
Moritz Lobeck
6. August 2023
10:00 Uhr
Unmögliche Klänge. Von Gralsglocken und Darmsaiten
Kai-Hinrich Müller
Der Abgrund als Mischpult. Der Dirigent im Maschinenraum
Markus Poschner
11:30 Uhr
Uninszenierbar? Von Szenenanweisungen und der Geschichte des Spezialeffekts
Wolfgang Struck
Auge, Vorhang, Brille. Von den alten Medien in den Neuen Medien
Johanna Dombois
12:45 Uhr
Eine Dampfmaschine. Bühnenillusionen aus dem Kessel
Gundula Kreuzer
13:30 Uhr
Nur nicht so fertig. Plans for future operas
Øyvind Torvund
Themen und Teilnehmer
5. August 2023
0:00 Uhr
Archaik und Hightech. Komponist im Zeitalter der Medienrevolutionen
Prof. Dr. Jochen Hörisch, Universität Mannheim
Das 19. Jahrhundert ist ein Zeitalter der Medienrevolutionen: Richard Wagner erlebt das Aufkommen der Fotografie und der Tonaufzeichnung. Im Medium Theater scheint er in vieler Hinsicht das Kino vorwegzunehmen, das erst zwölf Jahre nach seinem Tod erfunden wurde. Der Medientheoretiker und treue Wagnerianer Jochen Hörisch interessiert sich für die Spannungen in Wagners Wirken: zwischen erfundener Archaik und ersehnter Hochtechnologie, zwischen Ingenium und Ingenieurskunst.
11:00 Uhr
Wagner singen. Wie man selbst zum Anderen wird – und welche Rolle das Orchester dabei spielt
Nathalie Stutzmann und Georg Zeppenfeld
Wagner-Partien stellen ganz besondere Herausforderungen an Sänger, technisch wie gestalterisch. Wie gelingt es, auf der Bühne eine andere Identität herzustellen? Was gehört technisch dazu? Und was darüber hinaus? Georg Zeppenfeld berichtet von den ganz realen Freuden und Nöten im Kampf mit Bühnennebel, blendenden Scheinwerfern und schweißtreibenden Kostümen. In Wagners Musik scheint das Orchester oft mehr zu wissen, als die Figuren auf der Bühne. Wie das Orchester bei Wagner zum Erzähler wird, beleuchtet Nathalie Stutzmann im Gespräch.
12:30 Uhr
Sounding Bodies. Von der Teilbarkeit des Unteilbaren
Prof. Brigitta Muntendorf, Hochschule für Musik und Tanz Köln
In ihren Kompositionen nutzt Brigitta Muntendorf Künstliche Intelligenz, um Stimmen virtuell oder synthetisch zu klonen. Lässt sich eine Stimme, in allen Kulturen Ausdruck von Identität, überhaupt künstlich reproduzieren? Und was bedeutet es, wenn das ginge? Was ist künstlerisch interessant daran? Vom schmalen Grat zwischen Fiktion und Deepfake.
O Wunder! Wie man das Heiligste visualisiert
Prof. Jay Scheib, Massachusetts Institute of Technology
Jay Scheib ist Regisseur und Medienkünstler. Er inszeniert Parsifal mit der „Augmented Reality“-Technologie. Wie verändert sich das Inszenieren unter Einbeziehung der „unendlichen Möglichkeiten“ der neuen Maschinen? Welche Herausforderungen entstehen durch den Einsatz der neuen Technologien? Welche Chancen bietet sie künftig? Welche Barrieren müssen noch abgebaut werden?
13:30 Uhr
Maschine im Licht. Noch ein grüner Hügel und seine Medien
Moritz Lobeck, Dresden
Auch in Dresden gibt es ein Festspielhaus auf einem Grünen Hügel, 1911 errichtet in Dresden-Hellerau, einer Gartenstadt. Den Theatersaal gestaltete der Reformer Adolphe Appia: Einen Raum mit fließender Grenze zwischen Bühne und Zuschauerraum, ohne Guckkastenbühne, aber mit modernster Lichttechnologie. Moritz Lobeck ist Programmleiter in Hellerau, wo der Einsatz neuer Technologien seit vielen Jahren gang und gäbe ist. Wohin zieht es die experimentelle Musiktheaterszene? Ein Gespräch über Medien und Moden und Aufführungen ganz ohne Vorhang.
6. August 2023
0:00 Uhr
Unmögliche Klänge. Von Gralsglocken und Darmsaiten
PD Dr. Kai-Hinrich Müller, Hochschule für Musik Köln
Auch als Komponist wollte Richard Wagner sich von den Begrenzungen des Instrumentariums seiner Zeit nicht einhegen lassen und regte immer wieder Neuerfindungen an, unter denen das Gralsklavier der Firma Steingraeber wohl das bekannteste ist. Im Laufe der letzten 150 Jahre hat sich das Instrumentarium weiterentwickelt. Welche Folgen hatte dies für die Wagner-Interpretation und insbesondere für den Wagner-Gesang? Wie hat Wagner seine eigene Musik gehört? Fragen, über die der Kölner Musikwissenschaftler Kai-Hinrich Müller forscht.
Der Abgrund als Mischpult. Der Dirigent im Maschinenraum
Markus Poschner, Chefdirigent Bruckner Orchester Linz, Sinfonieorchester Basel, Orchestra della Svizzera italiana
Ist das Wagner-Orchester wie eine PA von Pink Floyd, wie der Medientheoretiker Friedrich Kittler einmal mutmaßte? Tristan-Dirigent Markus Poschner ermöglicht den Blick in sein Mischpult, erläutert, welche Regler er bedienen muss, um diese Anlage so richtig aufdrehen zu können und wie Wagner das getuned hat, um damit die Grenzen der Zeitlicheit aufzuheben.
11:30 Uhr
Uninszenierbar? Von Szenenanweisungen und der Geschichte des Spezialeffekts
Prof. Dr. Wolfgang Struck, Universität Erfurt
Seit jeher werden im Theater Maschinen eingesetzt, um Überraschungseffekte und Magie zu erzeugen, das scheinbar Unmögliche zu realisieren. Wolfgang Struck forscht über die Kunst der spektakulären Spezialeffekte, mit denen das Publikum in den Bann gezogen wird. Zugleich ist er fasziniert von „unmöglichen“ Entwürfen der Autoren. Was, wenn durch neue Technologien nun „alles“ möglich wird?
Auge, Vorhang, Brille. Von den alten Medien in den Neuen Medien
Dr. Johanna Dombois, Robert Schumann Hochschule Düsseldorf
Nicht-Linearität, Interaktivität, Biofeedback, Parallelweltlichkeit und Projektionstechnologie, Simulation und immanente Selbstreferenz: In ihren Arbeiten über Richard Wagner und seine Medien hat die Autorin Johanna Dombois vielfach gezeigt, wie Richard Wagner in seinem Schaffen nach neuen Formen des Sehens, Hörens und Fühlens gesucht – und neue Schnittstellen hierfür gefunden hat. Als Maschinenstürmerin reflektiert sie den Einsatz neuer Medien auf der Opernbühne so kritisch, wie sie diese für Inszenierungen fruchtbar macht. Sie begann 1999, mit virtuellen, interaktiven und alten neuen Medien (etwa der Laterna Magica, Argandleuchten, Vorhangzügen) für die Opernbühne zu experimentieren. 2009 legte sie eine Inszenierung des Rheingold-Vorspiels vor (Ring-Studie 01), in der sie die online Computerspiel-Plattform SecondLife® als Inszenierungsmaterial einsetzte. Ein Gespräch über Wohl und Wehe der „Medienwechsel“.
12:45 Uhr
Eine Dampfmaschine. Bühnenillusionen aus dem Kessel
Prof. Dr. Gundula Kreuzer, Yale University, New Haven
Richard Wagner wollte die Schlote der modernen Metropolen hinter sich lassen, als er sich auf den Grünen Hügel zurückzog. Seine Bühnenideen verwirklichte er hingegen mit Hilfe von zwei Dampflokomotiven. Die Musikwissenschaftlerin Gundula Kreuzer eröffnet einen historischen Blick auf das Wagner-Theater.
13:30 Uhr
Nur nicht so fertig. Plans for future operas
Øyvind Torvund
Leseliste
Wie sieht die Kunst der Zukunft aus? Jedes Kunstwerk birgt schon in sich eine Antwort darauf. Aber will man sich wirklich so festlegen? In seiner Werkreihe “Plans” präsentiert der Komponist Øyvind Torvund im Wechselspiel von Skizzen und musikalischer Realisierung Pläne für Stücke, die in ihrer fertigen Unfertigkeit utopisches Potenzial haben.
Archäologie der Spezialeffekte.
Herausgegeben von Natascha Adamowsky und Nicola Gess, München 2017
Richard Wagner und seine Medien. Für eine kritische Praxis des Musiktheaters.
Johanna Dombois und Richard Klein, Stuttgart 2012
Weibes Wonne und Wert. Richard Wagners Theorie-Theater.
Jochen Hörisch, Berlin 2015
Curtain, Gong, Steam: Wagnerian Technologies of Nineteenth-Century Opera.
Gundula Kreuzer, University of California 2018
Theatermaschinen – Maschinentheater. Von Mechaniken, Machinationen und Spektakeln.
Herausgegeben von Bettine Menke und Wolfgang Struck, Bielefeld 2022
Wagner-Lesarten. Bände 1-3.
Herausgegeben von Kai Hinrich Müller, Köln 2019-2022
https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:bsz:14-qucosa2-343518
Am Ende der “Götterdämmerung” ist die Weltesche nur noch Brennholz. Wagners “Ring des Nibelungen” ist voller Bilder, die den Untergang der Götter mit der Zerstörung der Natur in Verbindung bringen. Schon 1850 hat Richard Wagner in seiner Schrift “Kunst und Klima” auf das Verhältnis von Kunst und Umwelt reagiert – wobei er nicht zuletzt das geistige Klima meinte. “Diskurs Bayreuth” erforscht die Wechselwirkungen: Welche Ansprüche werden heute an die Kunst gerichtet? Hat sie ihre Autonomie verspielt? War sie jemals autonom? Welches Erneuerungspotenzial findet sich aus heutiger Sicht in Wagners „Kunstwerk der Zukunft“, das er sich als das „denkbare gemeinsame Werk der Menschen“ vorstellte? Hat er dies im “Ring des Nibelungen” verwirklicht?
“Diskurs Bayreuth” verlässt in diesem Jahr die geschlossenen Gelehrtenstuben und geht hinaus in die Stadt und in die Natur. Auf vier diskursiven Pilgerpfaden, die vom Publikum für die Dauer der Festspiele mit Smartphone und Kopfhörern erschlossen werden können, verwandelt sich die Festspielstadt in ein Theoriegelände, wo Künstlerinnen und Künstler, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler das Verhältnis von Kunst und Gesellschaft, Autonomie und Gesamtkunstwerk befragen.
Mit Gesprächsausschnitten und Gedanken von Chaya Czernowin, Ulrich Konrad, Gundula Kreuzer, Konrad Kuhn, Thomas Macho, Cornelius Meister, Herfried Münkler, Isabel Mundry, Sergej Newski, Holger Noltze, Roland Schwab, Valentin Schwarz und Wolfgang Ullrich
Konzeption, Gespräche, Redaktion: Patrick Hahn, Marie Luise Maintz
Wie funktioniert’s
Was brauche ich dafür?
Ein mit dem Internet verbundenes Smartphone, idealerweise Kopfhörer (steigert das Erlebnis, funktioniert aber auch ohne), Lust an Spaziergängen, zu Fuß und geistig.
Wie komme ich zu den Inhalten?
Wenn Sie eines unserer Plakate sehen, scannen Sie den QR-Code mit der Kamera Ihres Smartphones und spielen Sie den sich öffnenden Beitrag ab.
Wie finde ich die QR Codes?
Die Standorte unserer QR Codes haben wir in der Navigations-App Komoot (Gratisdownload) für Sie hinterlegt.
Zur Audiowalk-Übersicht auf komoot.de
Biografien
Chaya Czernowin ist in Israel geboren und aufgewachsen. Nach ihrem Studium in Israel setzte sie im Alter von 25 Jahren ihre Studien in Deutschland (DAAD-Stipendium) und in den USA fort und lebte dann in Tokio, Japan (Asahi Shimbun-Stipendium und amerikanisches NEA-Stipendium), und in Deutschland (Stipendium an der Akademie Schloss Solitude). Ihre Musik wird weltweit von den besten Orchestern und Interpreten neuer Musik aufgeführt. Sie hatte eine Professur an der UCSD inne und war die erste Frau, die als Kompositionsprofessorin an die Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien (2006-2009) und an die Harvard University, USA (2009 – bis heute) berufen wurde, wo sie die Walter Bigelow Rosen Professor of Music ist. Zusammen mit Steven Kazuo Takasugi und Jean-Baptiste Joly, dem Leiter der Akademie Schloss Solitude bei Stuttgart, gründete sie die Sommerakademie auf Schloss Solitude, einen alle zwei Jahre stattfindenden Kurs für Komponisten (2003-2019). Takasugi und Czernowin unterrichteten auch bei Tzlil Meudcan, einem internationalen Kurs in Israel, der von Yaron Deutsch vom Ensemble Nikel gegründet wurde.
Patrick Hahn ist Autor, Dramaturg und Musikmanager. Er studierte an der Universität zu Köln Musikwissenschaften, deutsche Literatur und Philosophie und arbeitete daneben als Journalist für Rundfunkanstalten wie den WDR und für Zeitschriften wie die Neue Musikzeitung. 2012 ausgezeichnet mit dem Reinhard-Schulz-Preis für zeitgenössische Musikpublizistik. Von 2011-15 Dramaturg an der Oper Stuttgart, seit 2015 Künstlerischer Programmplaner des Gürzenich-Orchester Köln. Ein Schwerpunkt seines Schaffens liegt auf der Entwicklung neuer Zwischenformen zwischen Konzert und Theater und er schrieb Libretti für Opern- und Konzertwerke für Komponisten wie Mark Andre oder Vito Žuraj.
Ulrich Konrad studierte Musikwissenschaft, Germanistik und Geschichte in Bonn und Wien. 1983 Promotion, 1991 Habilitation, 1993 Professor an der Musikhochschule Freiburg, seit 1996 Ordinarius an der Universität Würzburg. Konrad hat zahlreiche Publikationen zur Musikgeschichte des 17. bis 20. Jahrhunderts vorgelegt und gibt die historisch-kritischen Edition „Richard Wagner Schriften (RWS)“ heraus. Konrad ist Mitglied mehrerer nationaler wie internationaler Wissenschaftsorganisationen und Akademien.
Gundula Kreuzer ist Professorin für Musikgeschichte an der Yale University. Ihre Forschungsschwerpunkte sind die Oper des 19. Jahrhunderts sowie Fragen der Historiographie, Inszenierungsgeschichte, Bühnentechnik und des zeitgenössischen experimentellen Musiktheaters. Zu ihren vielfach preisgekrönten Schriften zählen die Monografien “Verdi and the Germans: From Unification to the Third Reich” (Cambridge 2010) und “Curtain, Gong, Steam: Wagnerian Technologies of Nineteenth-Century Opera” (Oakland 2018).
Konrad Kuhn studierte Komparatistik und Theaterwissenschaft in Berlin und war zunächst Schauspieldramaturg u.a. am Burgtheater Wien. Von 1999 bis 2003 war er am Staatstheater am Gärtnerplatz engagiert, von 2009 bis 2012 am Opernhaus Zürich. Gastengagements führten ihn u.a. an die Staatsoper in Berlin, die Opéra national de Paris, die Wiener Staatsoper (Tannhäuser), das Theater an der Wien, das Teatro Real Madrid, das Teatro Comunale Bologna, zu den Osterfestspielen Baden-Baden und zu den Salzburger Festspielen. Er hat mit Regisseuren wie Achim Freyer, Harry Kupfer (Die Meistersinger von Nürnberg in Zürich) und Luc Bondy zusammen gearbeitet sowie mit Dirigenten wie Zubin Mehta, Daniele Gatti, Nello Santi und Philippe Jordan. Eine kontinuierliche Zusammenarbeit verbindet ihn mit Tobias Kratzer, Claus Guth und mit Robert Wilson. Seit 2015 ist Konrad Kuhn Dramaturg an der Oper Frankfurt. Er ist außerdem als literarischer Übersetzer und Herausgeber tätig.
Thomas Macho forschte und lehrte von 1993 bis 2016 als Professor für Kulturgeschichte am Institut für Kulturwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin. 1976 wurde er an der Universität Wien mit einer Dissertation zur Musikphilosophie promoviert; 1984 habilitierte er sich für das Fach Philosophie an der Universität Klagenfurt mit einer Habilitationsschrift über Todesmetaphern. Seit 2016 leitet er das Internationale Forschungszentrum Kulturwissenschaften (IFK) der Kunstuniversität Linz in Wien. 2019 wurde er mit dem Sigmund Freud-Preis für wissenschaftliche Prosa der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung ausgezeichnet, 2020 mit dem Österreichischen Staatspreis für Kulturpublizistik.
Marie Luise Maintz ist Musikwissenschaftlerin und Dramaturgin. Sie studierte und promovierte in Bonn. Als Opern- und Konzertdramaturgin war sie u.a. an der Staatsoper Stuttgart, der Alten Oper Frankfurt, sowie in Darmstadt, Bonn und Aachen tätig. Sie ist seit 2007 beim Bärenreiter Verlag Kassel als Projektleiterin für Zeitgenössische Musik und Dramaturgie tätig und arbeitet als Autorin und Programmgestalterin. Seit 2017 ist sie als Programmplanerin der Programmreihe „Diskurs Bayreuth“ der Bayreuther Festspiele tätig, 2021 realisierte sie das Online-Programm „Ist die Zukunft digital? Musiktheater und virtueller Raum“.
Cornelius Meister ist seit 2018 GMD der Staatsoper und des Staatsorchesters Stuttgart und war 2017-2020 Principal Guest Conductor des Yomiuri Nippon Symphony Tokyo. Er studierte bei K. Meister, M. Brauß, E. Ōue, D. R. Davies, J. Rotter und K. Kamper. Seit 2001 dirigiert er an den Staatsopern Hamburg, Wien, München, Covent Garden London, Scala Mailand, Semperoper Dresden, Metropolitan Opera New York, Deutsche Oper Berlin, Zürich, Kopenhagen, San Francisco, Tokio. Konzerte mit den führenden Orchestern von Amsterdam, Rom, Washington, Helsinki, Zürich, Tokio, Stockholm, Kopenhagen, Paris, Berlin, Hamburg, München. 2022 dirigiert er den „Ring des Nibelungen“ bei den Bayreuther Festspielen.
Herfried Münkler hatte von April 1992 bis September 2018 den Lehrstuhl Theorie der Politik an der Humboldt-Universität zu Berlin inne. Seit 1993 ist er Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählen Politische Theorie und Ideengeschichte, Politische Kulturforschung, Theorie und Geschichte des Krieges sowie Risiko und Sicherheit als sozio-politische Kategorien. Für sein Buch „Die Deutschen und ihre Mythen“ erhielt er 2009 den Preis der Leipziger Buchmesse. Sein Werk „Der Dreißigjährige Krieg“ erregte großes Interesse in Medien und Öffentlichkeit. 2019 hat er gemeinsam mit seiner Frau das Buch „Abschied vom Abstieg“ veröffentlicht. 2021 das Buch „Marx, Wagner Nietzsche. Welt im Umbruch“.
Isabel Mundry studierte Komposition bei Frank Michael Beyer, Gösta Neuwirth und Hans Zender in Berlin und Frankfurt. 1996-2004 war sie Professorin für Komposition und Musiktheorie in Frankfurt a. M.. Seit 2004 lehrt sie Komposition an der Zürcher Hochschule der Künste. Seit 2011 zudem an der Hochschule für Musik und Theater München. 2002/3 war sie Fellow am Wissenschaftskolleg Berlin. Composer in Residence war sie u. a. bei dem Lucern Festival, der Staatskapelle Dresden, der Biennale Lyon und dem Menuhin-Festival Gstaad. Sie ist Mitglied der Akademien der Künste Berlin und München. Ihre Werke wurden u. a. von dem Philharmonischen Orchester Berlin, dem Chicago Symphony Orchestra und der Staatskapelle Dresden interpretiert. Sie erhielt zahlreiche Preise, u. a. den Siemens-Förderpreis und den Busoni Preis.
Sergej Newski wurde in Moskau geboren und besuchte dort das College am Staatlichen Tschaikowski-Konservatorium. In Dresden und Berlin studierte er Komposition bei Jörg Herchet und Friedrich Goldmann sowie Musiktheorie und Musikpädagogik bei Hartmut Fladt. Er erhielt Kompositionsaufträge von internationalen Opernhäusern und Festivals und wurde mit zahlreichen Preisen und Stipendien ausgezeichnet, darunter 2014 der Kunstpreis Berlin und 2006 der 1. Preis bei dem Kompositionswettbewerb der Landeshauptstadt Stuttgart für das Stück Fluss (Version 2005). 2012 wurde seine Oper Franziskus am Bolschoi Theater Moskau uraufgeführt, sowie 2020 die Oper Secondhand-Zeit (Boris) an der Staatsoper Stuttgart.
Holger Noltze ist Musikjournalist und seit 2005 Professor für Musik und Medien an der TU Dortmund, wo er den Studiengang Musikjournalismus aufgebaut hat. Er studierte Germanistik und Geschichte in Bochum und Madrid und promovierte über Wolframs „Parzival“. Von 2000 bis 2005 war Holger Noltze Ressortleiter Aktuelle Kultur beim Deutschlandfunk. Holger Noltze ist mit Features und Beiträgen im WDR zu hören und schreibt u. a. für Opernwelt und die ZEIT. Noltze veröffentlichte u.a. die opern- und kulturgeschichtliche Darstellung „Liebestod. Wagner, Verdi, Wir“ (2013). Außerdem „Die Leichtigkeitslüge. Über Musik, Medien und Komplexität“ (2010) Zuletzt erschien „World Wide Wunderkammer. Ästhetische Erfahrung in der digitalen Revolution.“ (2020). Holger Noltze ist Mitgründer der Online-Plattform takt1.de für klassische Musik.
Roland Schwab wurde 1969 in Saint Cloud geboren und wuchs in München auf. Nach Studiensemestern in Physik und Germanistik begann er 1992 an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Hamburg das Studium der Musiktheater-Regie unter Prof. Götz Friedrich. Besonders Ruth Berghaus, deren Meisterschüler er 1994 wurde, verdankte er wichtige Impulse. 1997 brachte ihn ein Gastspiel ans Berliner Ensemble, wo er „Frank Alert meets Brecht“ inszenierte. Nach seinem Studium in Hamburg, das er mit Auszeichnung abschloss, war Roland Schwab von 1998 an Assistent von Christine Mielitz am Meininger Theater („Der Ring des Nibelungen“), an welchem er schließlich als Oberspielleiter wirkte. In den darauffolgenden Jahren war Roland Schwab als freiberuflicher Regisseur an etlichen Bühnen im In- und Ausland tätig. Wichtige Arbeiten der letzten Zeit waren u.a. „A Rake’s Progress“ an der Oper Dortmund, „Guillaume Tell“ am Saarländischen Staatstheater, „Oberst Chabert“ an der Oper Bonn, „Otello“ am Aalto-Theater, „Aida“ an der Danish National Opera, „Ulenspiegel“ am Internationalen Brucknerfest Linz sowie „Lohengrin“ in der Felsenreitschule Salzburg. Besondere Beachtung fanden seine Arbeiten für die Deutsche Oper Berlin, „Mozart-Fragmente“, „Tiefland“ und „Don Giovanni“ sowie „Mefistofele“ an der Bayerischen Staatsoper.
Der österreichische Regisseur Valentin Schwarz studierte Musiktheater-Regie, Volkswirtschaftslehre und Philosophie in Wien. Während seines mit Auszeichnung abgeschlossenen Regiestudiums debütierte er mit Debussys „Le Martyre de Saint Sébastien“ und Lehárs „Giuditta“. 2017 gewann er beim internationalen Regiewettbewerb „Ring Award Graz“ gemeinsam mit seinem Ausstatter Andrea Cozzi den Hauptpreis, den Publikumspreis sowie zahlreiche Sonderpreise in Form von Inszenierungsangeboten. Ihr prämiertes Siegerkonzept von Donizettis „Don Pasquale“ wurde als Koproduktion an der Opéra National de Montpellier und dem Badischen Staatstheater Karlsruhe verwirklicht. In der Folge inszenierte er u. a. an der Oper Köln (M. Kagel: „Mare nostrum“ und Y. Höller: „Der Meister und Margarita“), am Staatstheater Darmstadt (Verdis „Un ballo in maschera“ und Puccinis „Turandot“) und der Staatsoperette Dresden (Offenbach: „Die Banditen“). Weitere Einladungen führen ihn an die Staatsoper Stuttgart („Demo[kratie]“), das Deutsche Nationaltheater Weimar (Bizet: „Carmen“ und Bartók: „Herzog Blaubarts Burg“) und das Theater an der Wien (Mozart: „Così fan tutte“ an der Kammeroper). Wichtige künstlerische Impulse gewann er als Assistent in der Zusammenarbeit mit Jossi Wieler, Armin Petras und Kirill Serebrennikov. 2022 inszeniert Valentin Schwarz für die Bayreuther Festspiele die Neuproduktion von Wagners „Ring des Nibelungen“.
Wolfgang Ullrich lebt, nach Stationen in München und Karlsruhe, als Kulturwissenschaftler und freier Autor in Leipzig. In seinen Publikationen beschäftigt er sich mit der Geschichte und Kritik des Kunstbegriffs, mit bildsoziologischen Themen sowie mit Konsumtheorie. Zusammen mit Annekathrin Kohout gibt er die Buchreihe „Digitale Bildkulturen“ im Verlag Klaus Wagenbach heraus. – Jüngste Bücher: Selfies. Die Rückkehr des öffentlichen Lebens (2019); Feindbild werden. Ein Bericht (2020); Die Kunst nach dem Ende ihrer Autonomie (2022).
Ein multimediales Projekt der Bayreuther Festspiele, realisiert durch die BF Medien GmbH
Künstlerische Gesamtleitung: Prof. Katharina Wagner
Programmheft: Dr. Marie Luise Maintz
Ein besonderes Ereignis bereiten die Bayreuther Festspiele mit dem „Ring 20.21“ vor: Die Aufführungen der „Walküre“ im Festspielhaus, gestaltet von dem Aktionskünstler Hermann Nitsch, werden eingerahmt durch Auftragswerke in verschiedenen Kunstrichtungen, die alle Teile des „Ring des Nibelungen“ spiegeln, kommentieren, fortschreiben oder neuartig erlebbar machen. Ein Musiktheater zu „Das Rheingold – Immer noch Loge“, das so einige Überraschungen offenbart, eröffnet im Festspielpark mit einer Komposition von Gordon Kampe nach dem Libretto von Paulus Hochgatterer, inszeniert und mit Puppen realisiert von Nikolaus Habjan. In einer multimedialen Arbeit von Jay Scheib kann sich der Zuschauer in „Siegfried“ hineinversetzen und den Drachenkampf führen. Eine Installation zur „Götterdämmerung“ der japanischen Künstlerin Chiharu Shiota wird im Festspielpark den Zyklus ebenso filigran wie überwältigend und visionär abschließen.
Einzelprojekte
Das Rheingold – Immer noch Loge
Oper von Gordon Kampe
nach einem Text von Paulus Hochgatterer
Auftragswerk der Bayreuther Festspiele
Kompositionsauftrag gefördert von der Ernst von Siemens Musikstiftung
Realisiert durch die BF Medien GmbH
Das Bayreuther Projekt „Ring 20.21“ wird durch die Oper „Rheingold – Immer noch Loge“ des Komponisten Gordon Kampe nach einem Libretto von Paulus Hochgatterer eröffnet.
Auf einem grünen Hügel, unmittelbar nach dem großen Brand von Walhall: Die Überlebenden der Katastrophe, Erda und die Rheintöchter, halten Gericht über den Brandstifter Loge, der in einem Käfig gefangen ist. In den qualmenden Ruinen verbleiben nur Albträume und Erinnerungen: „Was bleibt übrig, wenn Helden und Götter verbrennen?“
In „Rheingold – Immer noch Loge“ geht es ums Ganze: Mit einigen Überraschungen wird die Fortsetzung der Geschichte von Gordon Kampe und Paulus Hochgatterer erzählt, von Nikolaus Habjan inszeniert und mit Puppen realisiert. Die Kurzoper mit drei Gesangssolisten, Klappmaulpuppen und einem Instrumentalensemble wird in einer Ausstattung von Julius Semmelmann am und im „Teich“ unterhalb des Festspielhauses aufgeführt.
Gordon Kampe über die Komposition: „Die Musik folgt dabei zum einen der Idee einer Gerichtsverhandlung: Ritualisierte Momente, plötzliche Einsprüche und ariose Plädoyers prägen weite Teile des Geschehens. Zum anderen gibt es immer wieder wilde Ausbrüche, treibende Pulse und falsche musikalische Fährten – aus dem Rauch der Arie kann sich ein etwas erheben, das fast ein naives Volkslied sein könnte, gefolgt von einem trockenen Song, in dem Loge den Neid der Beteiligten beklagt – und diese Akkorde hier und da, ob sie sich aus Wagners Rheingold herüberretten konnten? Wem ist zu trauen in diesen albtraumhaften Trümmern? Der Musik sicher nicht.“
Die Walküre
Der Aktionskünstler Hermann Nitsch wird die „Walküre“ gestalten: „man hat mich als aktionskünstler eingeladen, während des musikalischen ablaufs aller drei akte der walküre ein aktionistisches geschehen auf der bühne zu veranstalten. ich möchte eine malaktion realisieren. die verwendeten geschütteten und verschmierten farben des gesamten regenbogenspektrums werden versuchen mit der farbenpracht der wagnerschen musik im positiven sinn zu konkurieren. die malaktionen sind vorstufen meines eigenen orgien mysterien theaters, welches ich in prinzendorf entwickelt habe. besonders freue ich mich, wenn in den drei akten ununterbrochen leuchtende farben von oben nach unten rinnen werden. die malvorgänge sollen wie musik sein. klänge werden zu farben.“ (Hermann Nitsch)
Zehn erfahrene Nitsch-Akteure und Statisten werden unter der Leitung des Aktionskünstlers die Ausführenden für Malerei, Aktionen und Prozessionen sein, während die Gesangssolisten wie bei einem Oratorium am Rand der Bühne stehen.
Sei Siegfried
Eine Momentaufnahme aus Richard Wagners „Siegfried“ wird zur Erfahrung in einer virtuellen Welt: Jay Scheib, Regisseur und Professor am legendären Forschungsinstitut MIT in Massachusetts, verwandelt das Festspielhaus in einen Erlebnisraum der besonderen Art. Der Drachenkampf als interaktives Kunstwerk findet in der erweiterten Realität statt, der „Virtual Reality“.
Mit neuen Technologien entwickelt Jay Scheib die Kunst der Illusionen, der künstlichen Räume weiter, in denen die Fantasie des Zuschauers die erzählten Geschichten erleben kann. Richard Wagners mythische Erzählung im Ring des Nibelungen lädt dazu ein. „Wagner erfand das unsichtbare Orchester, nun greifen wir seine Vision vom unsichtbaren Theater auf. Die Arbeit mit der Technik der sogenannten ‚Extended‘, ‚Virtual‘ oder ‚Augmented Reality‘ sehen wir als Fortsetzung von Wagners Mission, die vollständige Bühnenillusion zu ermöglichen“, so Jay Scheib. Die virtuelle Szene kann das Publikum mittels einer VR-Brille erleben. In der Animation betreten die Zuschauer das Festspielhaus, in dem sie ein Kampf mit dem Drachen erwartet…
Maximal sechs Besucher können gleichzeitig mit einer VR-Brille als Siegfried den Drachenkampf live und durch entsprechende Musik unterlegt erleben. Die Zuschauer und die sechs Ausgabecounter der Brillen werden auf dem Wolfgang-Wagner-Platz vor dem „Königsbau“ platziert, der Drachenkampf ist auf eine Gesamtlänge von ca. 3 Minuten ausgelegt. „Sei Siegfried“ ist eine Kooperation mit „NightLight Labs“ (Los Angeles).
Götterdämmerung – The Thread of Fate
Auf der Freifläche im Festspielpark, linksseitig der Auffahrt des Festspielhügels wird die Installation „The Thread of Fate“ („Schicksalsfaden“) der japanischen Künstlerin Chiharu Shiota, inspiriert durch die Götterdämmerung, zu sehen sein. Die Installation wird vom 29. Juli bis zum Ende der Bayreuther Festspiele 2021 am 25. August allen Interessierten frei zugänglich sein.
„Götterdämmerung, das letzte Kapitel von Wagners Der Ring des Nibelungen, beginnt mit den drei Nornen, die den Schicksalsfaden spinnen. Ich frage mich… Ist das Schicksal von Siegfried und Brünnhilde unabänderlich? Oder ist die Welt hoffnungslos? Die Nornen repräsentieren Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft und knüpfen ihre Zeit in das Seil des Schicksals. In dieser Szene sehe ich auch meine Arbeit. So ist es auch bei meinen Fadeninstallationen. Ich möchte die Vergangenheit des Raumes mit der Gegenwart verbinden und etwas Neues für die Zukunft schaffen, an das sich die Menschen durch den Faden erinnern werden. Ich glaube, dass Objekte und der Raum, der uns umgibt, unsere Existenz akkumulieren. Wenn man in einem Raum steht, spürt man die Existenz der Menschen, die Zeit in diesem Raum verbringen. Die rote Skulptur verkörpert die Akkumulation von Beziehungen zueinander. Diese Verbindungen dehnen sich in Zeit und Raum aus, während die Einfachheit des Rings die Einheit, Unendlichkeit und Ewigkeit symbolisiert.“ (Chiharu Shiota)
„Ist die Zukunft digital? Musiktheater und virtueller Raum“
Seit es die Theaterkunst gibt, geht es um Illusionen, um künstliche Räume, in denen die Fantasie der Zuschauer die erzählten Geschichten erleben kann. In der Gesprächsreihe von Diskurs Bayreuth geht es in diesem Jahr um die imaginären Räume, von denen auch Richard Wagner träumte: „Nachdem ich das unsichtbare Orchester geschaffen, möchte ich auch das unsichtbare Theater erfinden.“ (1878)
Flankierend zum diesjährigen Bayreuther Projekt „Ring 20.21“ mit dem neuen Stück „Immer noch Loge“ von Gordon Kampe, inszeniert von, Nikolaus Habjan sowie Hermann Nitschs Schüttbild-Aktion zu „Die Walküre“, der Virtual Reality-Arbeit „Sei Siegfried“ von Jay Scheib und der Installation „The Thread of Fate“ von Chiharu Shiota stellen wir die Frage: „Ist die Zukunft digital? Musiktheater und virtueller Raum“. Wie sehen Theaterschaffende vor dem Hintergrund ihrer künstlerischen Arbeit die digitale Zukunft des Theaters? Ist eine „unsichtbare Bühne“ erstrebenswert? Welche Herausforderungen stellt das Digitale an ihre Arbeit? Welchen dieser Themen möchten sie sich stellen? Welchen lieber nicht? Diskurs Bayreuth präsentiert Antworten und Diskussionen.
Ist die Zukunft digital? Musiktheater und virtueller Raum
Seit es die Theaterkunst gibt, geht es um Illusionen, um künstliche Räume, in denen die Fantasie der Zuschauer die erzählten Geschichten erleben kann. In den Gesprächen von Diskurs Bayreuth geht es in diesem Jahr um die imaginären Räume, von denen auch Richard Wagner träumte: „Nachdem ich das unsichtbare Orchester geschaffen, möchte ich auch das unsichtbare Theater erfinden.“ (1878)
Wie sehen Theaterschaffende vor dem Hintergrund ihrer künstlerischen Arbeit heute die digitale Zukunft des Theaters? Ist eine „unsichtbare Bühne“ erstrebenswert? Welche Herausforderungen stellt das Digitale an ihre Arbeit? Welchen dieser Themen möchten sie sich stellen? Welchen lieber nicht?
Positionen zum Theater der Zukunft – ein virtuelles Gespräch
mit Georges Aperghis, Calixto Bieito, Hannah Dübgen, Alexander Fahima, Beat Furrer, Georg Friedrich Haas, Sebastian Hannak, David Hermann, Stefan Kaegi, Philippe Manoury, Olga Neuwirth, Falk Richter, Alexander Schubert, Valentin Schwarz, Yuval Sharon, Nicolas Stemann.
Zusammengestellt von Marie Luise Maintz und Patrick Hahn.
Jay Scheib und Anna Viebrock im Gespräch mit Patrick Hahn
Thomas Oberender im Gespräch mit Patrick Hahn
Ring 20.21: Reportagen und Gespräche
Wir dokumentieren die vier Teile von „Ring 20.21“ mit Reportagen und Interviews mit Nikolaus Habjan und Gordon Kampe, Hermann Nitsch und Jay Scheib sowie Chiharu Shiota. Es moderiert Patrick Hahn.
Immer noch Loge
Die Walküre
Sei Siegfried
The Thread of Fate
Diskurs Bayreuth 2021 – Konzeption und Projektleitung: Marie Luise Maintz
Uraufführung „The Loop of the Nibelung“ und Gesprächsreihe „Hier gilt’s der Kunst“
„Diskurs Bayreuth“ ist das Podium der Bayreuther Festspiele für Uraufführungen, Gespräche und Konzerte. 2020 wird das Programm online präsentiert. Die Videoarbeit „The Loop of the Nibelung“ von Simon Steen-Andersen wird am 28.7.2020 uraufgeführt und online zu erleben sein. Die Gesprächsreihe „Hier gilt’s der Kunst“ – Wagner, Musik und Politik mit Daniel Barenboim, Thea Dorn, Sir András Schiff, Martina Gedeck, Barrie Kosky, Dörte Schmidt, Dieter Grimm sowie Björn Gottstein, Julia Spinola und Bernhard Neuhoff ist ab 28. Juli online.
Videoarbeit „The Loop of the Nibelung“
28. Juli 2020
Gesprächsreihe „Hier gilt’s der Kunst“ – Wagner, Musik und Politik
28. Juli 2020
„Hier gilt’s der Kunst“ – Gespräche zu Wagner, Musik und Politik
In der Gesprächsreihe „Diskurs Bayreuth“ geht es um aktuelle Fragen: Kann, muss, soll Kunst eine
Stellungnahme zu Politik und Zeitgeschehen sein? Ist sie das nicht immer? Was kann Kunst bewirken?
Soll sie nicht frei von allem für sich stehen, autonom sein? Welche Rolle in der Demokratie, welche
Aufgabe, welche Verpflichtung fallen Künstlern und Kulturinstitutionen zu? Haben Kunstwerke eine
(gesellschaftliche) Funktion, sind sie „systemrelevant“?
„Hier gilt’s der Kunst“ – In der Bayreuther Geschichte wurde mit dem Zitat aus den „Meistersingern“
mehrfach die Kunst und das Politische in verschiedene Sphären verwiesen: 1924 im aufkeimenden
Nationalsozialismus und 1951 im Neu-Bayreuth nach dem 2. Weltkrieg waren offene politische
Verlautbarungen auf dem Hügel nicht erwünscht. Doch kann man das Gebot selbst als höchst
politischen Akt verstehen.
Kann Kunst politisch wirksam werden?
Daniel Barenboim, Thea Dorn
Wagners Musiktheater und die Politik
Barrie Kosky, Julia Spinola, Moderation: Bernhard Neuhoff (BR)
Muss ein Künstler politisch Stellung nehmen? Kann sich Kunst frei entwickeln?
András Schiff, Martina Gedeck, Moderation: Björn Gottstein (SWR)
Kunstautonomie und/als gesellschaftliche Funktion
Dörte Schmidt, Dieter Grimm, Moderation: Bernhard Neuhoff (BR)
Simon Steen-Andersen: The Loop of the Nibelung
Video, 36 Min.
Auftragswerk der Bayreuther Festspiele
Uraufführung online: 29.7.2020, Bayreuther Festspiele /Bayerischer Rundfunk
Eine audiovisuelle Erkundung des mythischen Bayreuther Festspielhauses: Simon Steen-Andersen, Komponist und Medienkünstler, nimmt Musiker der Bayreuther Festspiele mit in eine „Kettenreaktions-Maschine“ im Festspielhaus, das zum Instrument und Bühnenbild zugleich wird.
Simon Steen-Andersen verbindet in seinen Arbeiten auf raffinierte Weise Ton und Bild. Ausgehend von seiner jeweils auf besondere Orte bezogenen Konzeption „Run Time Error“ inszeniert er Vexierspiele mit gegeneinander versetzten Klängen und Bildern.
In seiner Videoarbeit mit Sängern und Musikern des Festspielorchesters begegnet er an historischem Ort dem Werk Wagners. Unerhörtes, Ungesehenes, Ungewohntes wird zu einer temporeichen, sinnlichen Performance bis hinab in den „mystischen Abgrund“ des Bayreuther Grabens „and beyond“.
Simon Steen-Andersen, Konzept, Komposition, Regie und Performance
Peter Tinning, Kamera-Performer
Wiebke Lehmkuhl, Nadine Weissmann, Mezzosopran
Olafur Sigurdarson, Bariton
Musiker des Orchesters der Bayreuther Festspiele
Kompositionsauftrag finanziert durch die Ernst von Siemens Musikstiftung
Eine Produktion der Bayreuther Festspiele im Rahmen von „Diskurs Bayreuth“
Simon Steen-Andersen wurde 1976 in Dänemark geboren und studierte von 1998 bis 2006 Komposition in Århus, Freiburg, Kopenhagen und Buenos Aires bei Karl Aage Rasmussen, Mathias Spahlinger, Bent Sørensen und Gabriel Valverde. Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen und Preise, u. a. der Ernst von Siemens Musikstiftung 2017, Mauricio Kagel Musikpreis der Kunststiftung NRW 2017, Preis des SWR Symphonieorchesters 2019 und 2014, Berliner Kunstpreis der Akademie der Künste als auch den Carl Nielsen Preis 2013, den Kranichsteiner Musikpreis (2008), den Tribune internationale des compositeurs 2010. Er war zudem Gast des Berliner Künstlerprogramms des DAAD. Seit 2018 ist er Professor in der Abteilung Komposition und Théâtre musical an der Hochschule der Künste Bern. Er lebt in Berlin.
„Szenen-Macher“
Das Rahmenprogramm DISKURS BAYREUTH erweitert seit 2017 das Spektrum der Bayreuther Festspiele. Das Programm reflektiert das Phänomen „Richard Wagner“ in Konzerten, szenischen Produktionen und Diskussionsveranstaltungen.
2019 steht der Diskurs unter dem Motto „Szenen-Macher“. Als bahnbrechender Neudenker des musikalischen Theaters definierte Richard Wagner das Verhältnis von Tönen, Bildern, Worten, Drama neu. Die Veranstaltungen folgen den Spuren dieser Innovationen und ihrer Wirkungen in der Zukunft: Von Wagners Vorbildern über Cage, Kagel & Co bis zu Simon Steen-Andersen.
Als szenische Produktion wird das Auftragswerk SIEGFRIED von Feridun Zaimoglu und Günter Senkel in der Kulturbühne „Reichshof“ uraufgeführt.
Besetzung
Autoren: Feridun Zaimoglu & Günter Senkel
Darsteller: Felix Römer & Felix Axel Preißler
Regie: Philipp Preuss
Bühne & Kostüm: Ramallah Aubrecht
Dramaturgie: Constanze Fröhlich
Lichtdesign: Carsten Rüger
Sounddesign: Alexander Nemitz
Videodesign: Konny Keller
Produktionsleitung: Katharina Wagner, Jonathan Danigel
Technische Leitung: Matthias Lippert
Bühnenmeister: Matthias Feistkorn
Videooperator: Thilo David Heins
Maske: Daniel Riedl
Kostümassistenz: Ulrike Feibig
Dramaturgieassistenz: Hauke Pockrandt
Kuratorin: Marie Luise Maintz
Handlung
Siegfried spricht: In einem Monolog kommt der erste Erbe Bayreuths selbst zu Wort. Die Autoren Feridun Zaimoglu und Günter Senkel würdigen Siegfried Wagner anlässlich seines 150. Geburtstag auf künstlerische Weise. Der Sohn Richard Wagners war Komponist, Dirigent, Regisseur, Szenograf und Festspielleiter von 1908 bis 1930. Ein Künstler, der mit einem unermüdlichen Schaffen so vielseitig war, wie kaum jemand seiner Zunft. Die Autoren zeigen ihn in zwei wegweisenden Situationen – am Tag der deutschen Kriegserklärung 1. August 1914 und am 4. August 1930 unmittelbar vor seinem Tod. „Er wird sichtbar als einer, der seine Geschichte erzählt. Er ergreift das Wort und erklärt sich selbst.“, so Feridun Zaimoglu: „Es geht uns um den Künstler, der sagte: ‚Ich diente allein der Kunst‘, es geht darum, ihn als autonomen Akteur zu zeigen, der in verschiedenen Zusammenhängen der Zeitgeschichte agiert, als jemand, den das Fortbestehen der Kunst umtreibt, als Künstler und Kämpfer.“
Das Auftragswerk SIEGFRIED von Feridun Zaimoglu und Günter Senkel wird am 13.8.2019 in der Kulturbühne Reichshof uraufgeführt. Siegfried Wagner hat das 1927 erbaute, ehemalige Kino im Herzen Bayreuths womöglich selbst als Zuschauer besucht.
Vorab veranstalten die Bayreuther Festspiele ein Podiumsgespräch in Haus Wahnfried.
Inszenierung und Darsteller
Philipp Preuss
Regie
Geboren 1974 in Bregenz, aufgewachsen in Wien. Studierte Regie und Schauspiel am Mozarteum Salzburg. Seine Stücke liefen u.a. am Schauspielhaus Bochum, am Theater Dortmund, am Schauspiel Frankfurt, am Schauspiel Leipzig, am Theater Kosmos Bregenz, an der Schaubühne Berlin und am Deutschen Theater Berlin. Seit 2001 bildender Künstler und Regisseur. Seit 2015 Hausregisseur am Schauspiel Leipzig.
Eingeladen 2005 zum Festival Radikal jung mit Dantons Tod von Georg Büchner (Schauspiel Frankfurt), sowie 2012 und 2013 mit Der Geizige von Molière und Kein Licht/ Prometheus von Jelinek/Aischylos (beides Schlosstheater Moers), 2014 Der Reigen oder Vivre sa vie nach Arthur Schnitzler und Jean-Luc Godard und 2017 Ibsens Peer Gynt (beides Schauspiel Leipzig) zum Sächsischen Theatertreffen, 2019 mit AmKönigsweg#UbuRoi von Jelinek/Jarry (Theater an der Ruhr) zum NRW Theatertreffen und mit der Uraufführung von Atlas von Thomas Köck zu den Mülheimer Stücken, sowie zu den Autorentagen am Deutschen Theater Berlin.
Weitere Inszenierungen waren u.a. die europäische Erstaufführung von Persona von Ingmar Bergman (Deutsches Theater Berlin, 2009), Das Käthchen von Heilbronn von Heinrich von Kleist (Schauspiel Frankfurt, 2014), Mann ist Mann von Bertolt Brecht (Schlosstheater Moers, 2014), Faust von J.W. Goethe (Theater Heidelberg, 2018), Shakespeares Macbeth (Staatstheater Nürnberg, 2018),Torquato Tasso (Residenztheater München, 2016), Kasimir und Karoline von Horvath (Volkstheater Wien, 2017), Gespenster oder Denkwürdigkeiten eines Nervenkranken von Ibsen/Schreber (Schauspiel Leipzig, 2018), sowie Das Kalkwerk von Thomas Bernhard (2015), Der Fremde (2017) von Albert Camus und das Mashup Projekt Voyage (2018) an der Schaubühne Berlin.
Ausgezeichnet 2003 mit dem Preis der internationalen Bodenseekonferenz für Bildende Kunst und 2007 mit dem Förderpreis des Landes NRW für seine Inszenierung von Henrik Ibsens Hedda Gabler (Theater Dortmund, 2006), Ausstellungen und Performances u.a. in Bregenz, Leipzig, Mailand und bei der Manifesta 11 in Zürich (2016).
Ramallah Sara Aubrecht
Bühne und Kostüm
Ramallah Sara Aubrecht, 1975 in Bregenz geboren, studierte Bühnengestaltung an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Graz bei Hans Schavernoch. Als Bühnen- und Kostümbildnerin arbeitete sie unter anderem am Schauspielhaus Zürich, am Theater Basel, am Theater Dortmund, am Deutschen Theater Berlin und am Schauspielhaus Düsseldorf. Seit 2001 arbeitet sie regelmäßig mit dem Regisseur Philipp Preuss zusammen, unter anderem am Residenztheater München, am Schauspiel Frankfurt, Theater an der Ruhr, Staatstheater Nürnberg, Staatstheater Braunschweig, am Volkstheater Wien, am Schauspiel Leipzig sowie an der Schaubühne Berlin.
Felix Römer
Siegfried
Geboren 1960 in Wien, seit 2003 Ensemblemitglied der Schaubühne. Schauspielstudium in Wien, danach Engagements u.a. am Burgtheater Wien, Schauspielhaus Graz (u.a. als Mozart in „Amadeus von Peter Shaffer, Regie Peter Lotschak, 1983), Staatstheater Kassel (u.a. als Shlink in Brechts „Dickicht der Städte“, Regie: Elias Perrig), Theater Dortmund ( u.a. als Christian in der Uraufführung von Thomas Vinterbergs Das Fest – Regie: Burkhard C. Kosminski, 2000).
Weitere Arbeiten u.a. mit Dieter Giesing, Otto Schenk, Augosto Boal, Markus Imhoof, Elias Perrig, Michael Gruner, Luc Perceval (ua. Als Nikolaj Trilezkij in Platonow von Anton Tschechow), Thomas Ostermeier (u.a. als Hauptmann in Büchners Woyzeck), Volker Lösch, Michael Thalheimer (u.a. als Schauspieler in Gorki´s Nachtasyl), Tom Kühnel, Katie Mitchell als Fritz Haber in The Forbidden Zone von Duncan Macmillan, Milo Rau als Trozki in Lenin Uraufführung, 2017; Philipp Preuss in Das Kalkwerk von Thomas Bernhard (Monolog), in Der Fremde von Albert Camus, in Voyage (Monolog über das Reisen) – alle drei Inszenierungen von Philipp Preuss aktuell im Schaubühnen-Spielplan zu sehen.
Filmarbeiten u.a. Dreileben – Eine Minute Dunkel (Regie: Christoph Hochhäusler, 2010), Vergiss mein Ich (Regie: Jan Schomburg, 2012), Blutgletscher (Regie: Marvin Kren, 2014), Phoenix (Regie: Christian Petzold, 2014) und Meine Tochter Anne Frank (Regie: Raymond Ley, 2015); Radegund (Regie: Terence Malick, 2017); M – eine Stadt sucht einen Mörder (Regie: David Schalko, 2019).
Felix Axel Preissler
Siegfried
Felix Axel Preißler wurde 1984 in Heidelberg geboren und wuchs in der Pfalz an der Südlichen Weinstraße auf. Nach einem zweijährigen Intermezzo auf der Internatsschule Schloß Salem begann er während des staatlichen Abiturs eine Ausbildung an der Schauspielschule Mainz. Parallel zum letzten Ausbildungsjahr trat er in der Spielzeit 2007/08 sein erstes Engagement am Stadttheater Bamberg an. Daraufhin folgten 5 Jahre im Ensemble des Staatstheater Nürnberg, wo er regelmäßig mit den Regisseuren Stefan Otteni, Michael Schlecht und Christoph Mehler arbeitete. Seit August 2013 ist Felix Axel Preißler stetes Ensemblemitglied des Schauspiel Leipzig. Hier begann die Zusammenarbeit mit Philipp Preuss – gemeinsame Arbeiten waren Der Reigen oder Vivre sa vie nach Arthur Schnitzler und Jean-Luc Godard, Wolokolamsker Chaussee I-V von Heiner Müller, Ein Sommernachtstraum von William Shakespeare, Peer Gynt von Henrik Ibsen, Gespenster oder Denkwürdigkeiten eines Nervenkranken nach Henrik Ibsen und Daniel Paul Schreber und zuletzt Prinz Friedrich von Homburg von Heinrich von Kleist.
Symposium
RICHARD WAGNER – DRAMA UND INSZENIERUNG
Was darf, kann, muss Interpretation – und was nicht? Wie verändern Inszenierungen die Sichtweisen auf Richard Wagner und auf die Geschichte? Als „Szenen-Macher“ stehen Regisseure, Dirigenten, Festspielleiter, Interpreten und ihre Arbeit im Zentrum der Gespräche bei DISKURS BAYREUTH.
Freitag 2. August, 10 – 15 Uhr
Markus Kiesel | Alexander Meier-Dörzenbach
JENSEITS DEUTSCHER BEFESTIGUNGSSPIELE: SIEGFRIED WAGNER
Rebecca Grotjahn
EINE WAHRHAFT DEUTSCHE THEATRALISCHE KUNST: WILHELMINE SCHRÖDER-DEVRIENT UND DIE WAGNER-INSZENIERUNG
Kerstin Schüssler-Bach
„FRAUENZIMMERPOLITIK“? – DIE FESTSPIELLEITERINNEN COSIMA UND WINIFRED WAGNER
Rebecca Grotjahn und Kerstin Schüssler-Bach im Gespräch
Kai Köpp
DIE PARTITUR FÜHRT REGIE – BÜHNENPRAXIS DES 19. JAHRHUNDERTS
Matthias Pasdzierny
„DAS MUSIKALISCHE IST DRAMATISCH-SZENISCH NOTWENDIG!“ – Heinz Tietjen ALS WAGNER-REGISSEUR
Kai Köpp und Matthias Pasdzierny im Gespräch
Samstag 3. August, 10 – 15 Uhr
Stephan Mösch | N.N.
„APRÈS CHÉREAU“ – ZEITENWANDEL IN BAYREUTH
Johannes Erath | Wolfgang Nägele
PARADIGMENWECHSEL IN DER WAGNER-REGIE
Tobias Kratzer | Kristel Pappel
„VOM NUTZEN UND NACHTHEIL DER HISTORIE FÜR DIE WAGNER-REGIE“
Sonntag, 4. August 2018, 10 – 15 Uhr
Francis Hüsers | Michael Schulz
WAGNER AUSSERHALB BAYREUTHS
Paul Esterhazy | Valentin Schwarz
„KINDER! MACHT NEUES!“ – DILEMMA DES ERNEUTEN
Moderation: Marie Luise Maintz
Mitwirkende des Symposiums
Markus Kiesel studierte Musikwissenschaft, Kunstgeschichte und Germanistik in Heidelberg und Theaterwissenschaft und Architekturgeschichte in den USA. 1992 promovierte er auf Anregung Friedelind Wagners über das Instrumentalwerk Siegfried Wagners. In den Jahren zwischen 1991 und 2012 war er u.a. Chefdisponent und Betriebsdirektor an den Opernhäusern in Frankfurt am Main, Cottbus und Dortmund sowie Betriebsdirektor am Staatstheater Wiesbaden und Geschäftsführer der Hessischen Theaterkommission. 2013 bis 2016 war Kiesel Künstlerischer Leiter der Essener Philharmoniker am Aalto-Musiktheater Essen. Seit 2016 leitet er die Programmplanung der Internationalen Beethovenfeste Bonn (Intendanz: Nike Wagner). Lehraufträge führen ihn regelmäßig an die Universitäten in Bayreuth, München (LMU), Heidelberg, Zürich, Bonn und Wien. Bis 2018 war Kiesel Mitglied des Fachbeirats des Richard Wagner Museums im Haus Wahnfried in Bayreuth.
Alexander Meier-Dörzenbach promovierte nach seinem Studium der Amerikanistik, Germanistik, Pädagogik sowie Kunstgeschichte über Gertrude Stein, Sherwood Anderson und die Kunst der Moderne. Von 2008 bis 2012 war er Juniorprofessor für Amerikanistik an der Universität Hamburg. Er lehrte ebenfalls Dramaturgie an der HAW Hamburg sowie an der Musikhochschule. Von 2012 bis 2015 war er Chefdramaturg des Aalto-Theaters und der Essener Philharmoniker. Maßgeblich bleibt aber seine Tätigkeit als fester Produktionsdramaturg von Stefan Herheim: Er erarbeitete mit ihm u.a. den Parsifal bei den Bayreuther Festspielen, Salome sowie Die Meistersinger von Nürnberg bei den Salzburger Festspielen, Les Vêpres siciliennes in London, Eugen Onegin sowie Pique Dame in Amsterdam, La Bohème in Oslo, Pelléas et Mélisande beim Glyndebourne Festival. 2020 wird eine gemeinsame Neuproduktion des Ring des Nibelungen an der Deutschen Oper in Berlin folgen.
Rebecca Grotjahn wurde 2006 zur Professorin für Musikwissenschaft mit Schwerpunkt Genderforschung am Musikwissenschaftlichen Seminar der Universität Paderborn und der Hochschule für Musik Detmold berufen, nachdem sie zunächst Musik und Deutsch auf Lehramt sowie Gesang und Musikwissenschaft in Hannover studiert hatte und anschließend 1998 an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover promoviert wurde. In Detmold leitet sie seit 2016 das DFG-Projekt Technologien des Singens (gemeinsam mit Malte Kob und Karin Martensen). Ihre Forschungsschwerpunkte sind: Geschichte des Singens und der Sänger*innen, Lied und Liedgesang, Robert und Clara Schumann, Johann Sebastian Bach, Mediengeschichte, Alltagsgeschichte, Musik und Materielle Kultur. Jüngst erschienen ist Das Geschlecht musikalischer Dinge, hrsg. von Rebecca Grotjahn, Sarah Schauberger, Johanna Imm und Nina Jaeschke (= Jahrbuch Musik und Gender 11 [2018]), Hildesheim 2018.
Kerstin Schüssler-Bach arbeitete von 1990 bis 2015 als Dramaturgin an der Oper Köln, dem Aalto-Theater Essen und als Leitende Dramaturgin an der Hamburgischen Staatsoper. Sie promovierte über die Bühnenwerke Frank Martins und lehrte an der Musikhochschule Hamburg und der Universität Köln. Seit 2015 ist sie für den Musikverlag Boosey & Hawkes Berlin tätig. Werkessays schreibt sie u.a. für den WDR, die Berliner Philharmoniker, die Staatskapelle Dresden, die Salzburger Festspiele und die Elbphilharmonie Hamburg. Sie ist Mitherausgeberin der Brahms-Studien und veröffentlichte wissenschaftliche Beiträge u.a. zu Verdi, Brahms, Mahler, Henze, Reimann und Brett Dean. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Konzeption literarisch-musikalischer Programme, so in diesem Jahr für das Mozartfest Würzburg zu Clara Schumann. Zum Hamburger Ring von Claus Guth und Simone Young (2008 bis 2010) kuratierte sie ein umfangreiches Beiprogramm.
Kai Köpp, seit 2010 Professor für Musikforschung und Interpretationspraxis an der Hochschule der Künste Bern, studierte Musikwissenschaft, Kunstgeschichte und Rechtswissenschaften in Bonn und Freiburg und wurde an der Universität Mozarteum Salzburg habilitiert. Nach einem parallelen Viola-Diplom an der Hochschule für Musik Freiburg und drei Jahren an der Schola Cantorum Basiliensis war er Mitglied führender Ensembles für historische Aufführungspraxis mit über 40 Einspielungen. Seit 2008 lehrt er in Bern und leitet zahlreiche Drittmittelprojekte, so zum Beispiel 2011 bis 2016 als Förderungsprofessor für angewandte Interpretationsforschung des Schweizerischen Nationalfonds. Seine Tätigkeit als Ensembleleiter und Interpretationscoach für Orchester- und Bühnenproduktionen ist verbunden mit zahlreichen Veröffentlichungen zur Musik- und Interpretationsgeschichte, zu Methoden der Interpretationsforschung sowie zur Editionskritik.
Matthias Pasdzierny studierte Schulmusik, Musikwissenschaft und Germanistik in Stuttgart, Berlin und Krakau. Er ist seit 2009 Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität der Künste Berlin, 2013 wurde er dort mit der Arbeit Wiederaufnahme? Rückkehr aus dem Exil und das westdeutsche Musikleben nach 1945 promoviert. Seit 2016 leitet er die Berliner Arbeitsstelle der Bernd Alois Zimmermann-Gesamtausgabe an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Er ist Mitbegründer des internationalen Forschungsnetzwerks Trayectorias / Cultural Exchanges: Music between Latin America and Europe und Mitglied der Arab-German Young Academy of Science. Seine Forschungsschwerpunkte sind: Musikgeschichte nach 1945, Audio- und/als Medienphilologie, Musik und Migration/Exil/Remigration, internationale Beziehungen und die Musik nach 1945 (v.a. Europa, USA, Lateinamerika, Arabische Länder), Technogeschichtsschreibung, Musik und Digitalität.
Stephan Mösch, seit 2013 Professor für Ästhetik, Geschichte und Künstlerische Praxis des Musiktheaters an der Hochschule für Musik Karlsruhe, studierte Musik-, Theater- und Literaturwissenschaft in Berlin, sowie Gesang in Berlin und Stuttgart. 2001 promovierte er über Boris Blacher. Seine Habilitationsschrift Weihe, Werkstatt, Wirklichkeit. Wagners „Parsifal“ in Bayreuth 1882–1933 erschien 2012 bei Bärenreiter in zweiter Auflage. 2010/11 vertrat er den Lehrstuhl für Musiktheaterwissenschaft an der Universität Bayreuth. Lehraufträge führten ihn an die Universitäten in Berlin (UdK), Wien und Zürich. Er unterrichtete bei den Dresdner Meisterkursen Musik (DMM) und den Weimarer Meisterkursen. Von 1994 bis 2013 war er verantwortlicher Redakteur der Fachzeitschrift Opernwelt (Berlin) sowie Mitherausgeber des Jahrbuchs OPER. Er ist Autor im Feuilleton der F.A.Z. und Jury-Mitglied bei zahlreichen Wettbewerben für Gesang, Regie und Bühnengestaltung sowie beim Preis der Deutschen Schallplattenkritik.
Johannes Erath ist tätig als Regisseur. Er war zunächst Assistent von Willy Decker, Nicolas Brieger, Christine Mielitz, Guy Joosten, Peter Konwitschny, Marco Arturo Marelli und Graham Vick an Theatern in ganz Europa. Zu eigenen Produktionen der jüngeren Zeit zählen Szymanowskis Król Roger an der Oper Frankfurt, Micha Hamels Caruso a Cuba (UA) an der National Opera Amsterdam, Goldschmidts Beatrice Cenci bei den Bregenzer Festspielen, Arnulf Herrmanns Der Mieter (UA) an der Oper Frankfurt, Manon an der Oper Köln, Joby Talbots Everest am Theater Hagen sowie Le nozze di Figaro und Hoffmanns Erzählungen an der Semperoper in Dresden. Eine lange Zusammenarbeit verband ihn mit der Oper Graz, wo Die tote Stadt, Lulu, Don Giovanni, Elektra und Lohengrin entstanden. Zukünftige Projekte sind eine Neuproduktion von Spontinis La Vestale und Verdis I masnadieri an der Bayerischen Staatsoper sowie Tschaikowskys Eugen Onegin am Teatro Massimo in Palermo.
Wolfgang Nägele ist Musiktheater- und Schauspielregisseur. Er studierte Literaturwissenschaft und Philosophie in München. Arbeiten von ihm waren u. a. an der Bayerischen Staatsoper, der Hamburgischen Staatsoper, der Deutschen Oper Berlin, dem Theater Bielefeld, der Musikbiennale Venedig, der Philharmonie Luxemburg und dem Theater für Niedersachsen in Hildesheim zu sehen. Außerdem ist er seit 2014 regelmäßig in Russland tätig. Von 2007 bis 2016 verband ihn eine enge Zusammenarbeit mit dem Regisseur Hans Neuenfels, mit dem er u.a. bei den Bayreuther Festspielen, an der Berliner Staatsoper Unter den Linden, an der Bayerischen Staatsoper, an der Oper Frankfurt, am Opernhaus Zürich und am Aalto-Theater Essen arbeitete. Er war von 2014 bis 2016 Stipendiat der Akademie Musiktheater Heute. Mit seinem Konzept von Don Pasquale war er Semifinalist des Ring Award 2017 und gewann den Tischlerei Preis der Deutschen Oper Berlin.
Tobias Kratzer studierte Kunstgeschichte und Philosophie in München und Bern sowie Schauspiel- und Opernregie an der Bayerischen Theaterakademie August Everding. 2008 nahm er unter zwei Pseudonymen am internationalen Regie-Wettbewerb Ring Award Graz teil und gewann – unter beiden Identitäten – alle im Rahmen des Wettbewerbs vergebenen Sonderpreise, sowie den 1. Preis. Seitdem ist er unter eigenem Namen als Regisseur tätig. Er inszenierte unter anderem am Brüsseler Opernhaus La Monnaie, in Amsterdam, an der Komischen Oper und der Deutschen Oper Berlin, mit dem Opernstudio der Bayerischen Staatsoper, an der Estonischen Nationaloper, der Oper Graz, bei den Schwetzinger Festspielen und am Theater Basel sowie mehrfach am Deutschen Nationaltheater Weimar und am Luzerner Theater. Für die Wermland Opera in Karlstad, Schweden erarbeitete er eine Revolutions-Trilogie, bestehend aus Rossinis Barbiere di Siviglia, Mozarts Le Nozze di Figaro und Beethovens Fidelio. In Nürnberg und Nizza (Les Huguenots), Karlsruhe (Le prophète) und Frankfurt (L’Africaine/Vasco de Gama) realisierte er 2014–2018 einen Zyklus mit den drei historischen Grand opéras Giacomo Meyerbeers. Seine Wagner-Inszenierungen in Bremen, Weimar und am Staatstheater Karlsruhe (Die Meistersinger von Nürnberg, Götterdämmerung) waren mehrfach als „Aufführung des Jahres“ und für den deutschen Theaterpreis DER FAUST nominiert. Für seine Inszenierungen von Wagners Götterdämmerung und Meyerbeers L’Africaine wurde er von der Fachzeitschrift Die deutsche Bühne zudem als „Opernregisseur des Jahres 2018“ ausgezeichnet. 2019 inszenierte er Tannhäuser bei den Bayreuther Festspielen.
Kristel Pappel studierte in Tallinn an der Estnischen Musik- und Theaterakademie Violine und Musikwissenschaft. Anschließend wurde sie mit einer Arbeit über die Oper in Tallinn im 19. Jahrhundert promoviert. Sie ist Professorin für Musikgeschichte an der Estnischen Musik- und Theaterakademie. Ihre vielseitige Lehrtätigkeit führte sie mit Gastvorlesungen und Seminaren u.a. an die Universitäten in Wien und Göttingen. Pappel erhielt mehrere Forschungsstipendien, u.a. von der Stadt Lübeck und von dem TEMPUS-Programm der EU (für Studienaufenthalt am Forschungsinstitut für Musiktheater, Thurnau). 1991 war sie in Bayreuth die erste Stipendiatin des Internationalen Wagner-Verbandes aus Estland. Ihre Publikationen befassen sich vornehmlich mit der Theorie und Geschichte des Musiktheaters sowie mit dem Musikleben im 19. Jahrhundert. Sie ist Mitherausgeberin ausgewählter Schriften von Joachim Herz (mit Michael Heinemann, 3 Bände, 2010–2011).
Francis Hüsers war Chefdramaturg der Staatsoper Unter den Linden Berlin und Operndirektor der Hamburgischen Staatsoper, bevor er im Sommer 2017 die Intendanz des Theaters Hagen übernahm. Er arbeitete zudem freischaffend als Autor und Dozent sowie als Produktionsdramaturg an zahlreichen Opernhäusern in Europa insbesondere mit den Regisseur*innen Johannes Erath (u.a. Lohengrin), Jochen Biganzoli, Alexander Schulin (Die Meistersinger von Nürnberg), Dmitri Tcherniakov, Magdalena Fuchsberger und Vincent Boussard (u. a. Lohengrin) zusammen. Francis Hüsers studierte Germanistik, Soziologie und Anglistik an der Universität zu Köln und veröffentlichte neben zahlreichen Essays zum Musiktheater auch sozialwissenschaftliche Studien, z.B. zu Themen wie Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus oder Bisexualität.
Michael Schulz studierte Regie an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg. Nach Stationen am Staatstheater Kassel, Aalto-Theater Essen und zuletzt als Operndirektor des Deutschen Nationaltheaters Weimar, wo er neben vielen anderen Produktionen einen viel beachteten Ring des Nibelungen inszenierte, ist er seit 2008 Generalintendant des Musiktheater im Revier Gelsenkirchen. Für seine Inszenierung Dialogues des Carmélites erhielt er 1998 den Preis der Götz-Friedrich-Stiftung. Als Gastregisseur arbeitete er u.a. an der Komischen Oper Berlin, am Aalto-Theater und an der Semperoper Dresden. Im Wagner-Jahr 2013 inszenierte Schulz bei den Osterfestspielen Salzburg Parsifal, der im gleichen Jahr als erste Parsifal-Produktion in China (Beijing) aufgeführt wurde. Bei den Wagner Wochen am Palast der Künste Budapest setzte er im gleichen Jahr Die Meistersinger von Nürnberg und im Jahr 2018 am Musiktheater im Revier Tristan und Isolde in Szene.
Paul Esterhazy ist Regisseur und Dramaturg. Er studierte Rechts- und Theaterwissenschaften in Wien; 1979 promovierte er zum Dr. jur. Von 1993 bis 1996 war er Chefdramaturg am Staatstheater Darmstadt und von 1996 bis 2000 in gleicher Position an der Oper Bonn. Dort initiierte er die international renommierte Reihe bonn chance! Experimentelles Musiktheater. Im Jahre 2000 wurde er zum Generalintendanten des Theaters Aachen berufen (bis 2005). Paul Esterhazy hat sich als Übersetzer von Operntexten einen Namen gemacht. Seit 1996 arbeitet er regelmäßig als Opernregisseur, wobei er sich neben dem Standardrepertoire besonders um Werke des Neuen Musiktheaters bemüht. 2009 bis 2011 war er Gastprofessor für Musikdramatische Darstellung an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien. 2018 inszenierte er mit der Oper der verschwundene hochzeiter von Klaus Lang die erste Uraufführung im Rahmen der Bayreuther Festspiele seit 1882 (Parsifal).
Valentin Schwarz studierte Musiktheaterregie an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien. Beim internationalen Regiewettbewerb Ring Award gewann er 2017 mit seinem Ausstatter Andrea Cozzi den Hauptpreis, Publikumspreis sowie Sonderpreise in Form von Inszenierungsangeboten für sein Konzept von Donizettis Don Pasquale. Am Staatstheater Darmstadt inszenierte er Verdis Un ballo in maschera und wird dort die Saison 2019/20 mit Puccinis Turandot eröffnen sowie an der Staatsoperette Dresden unter neuer Intendanz Offenbachs Die Banditen in Szene setzen. Im Zuge seiner künstlerischen Weiterbildung assistierte er u.a. Jossi Wieler, Armin Petras und Kirill Serebrennikov an den Opernhäusern in Weimar, Mannheim und Stuttgart. Im Studium debütierte er mit Debussys Bühnenmysterium Le Martyre de Saint Sébastien und der prämierten Diplominszenierung Giuditta von Lehár, worauf er sich mit Bartóks Herzog Blaubarts Burg und Bizets Carmen dem Weimarer Publikum vorstellte. Valentin Schwarz erhielt mehrere Stipendien und Auszeichnungen. 2020 wird er bei den Bayreuther Festspielen den Ring des Nibelungen inszenieren.
Konzerte
Dienstag, 30. Juli 2019, 20 Uhr
Am Grabe Richard Wagners. Aufbruch in die Moderne
Werke von Richard Wagner, Franz Liszt, John Cage, Mauricio Kagel, Karlheinz Stockhausen, Pierre Boulez, Kaija Saariaho und anderen
Leitung: Peter Tilling
I. Violine: Alexander Bartha
II. Violine: Wolfgang Hammar
Viola: Laurent Verney
I. Violoncello: Arthur Hornig
II. Violoncello: Johann Ludwig
Kontrabass: Matthias Weber
Flöte & Altflöte: Sebastian Wittiber
Oboe: Jérémy Sassano
Klarinette: Matthias Höfer
Schlagzeug: Christian Wissel
Klavier: Jacopo Salvatori
Richard Wagners Werk steht für den Aufbruch in eine neue Zeit. Diskurs Bayreuth verfolgt im ersten Konzert in Haus Wahnfried, also in der Nähe seiner Grabstätte, seine Spuren in die Zukunft. Die Werke von John Cage, Karlheinz Stockhausen, Mauricio Kagel bringen Szenisches ins Konzert. Sie verbinden Musik, Raum und Geste auf neuartige Weise. Auch Wagners Schwiegervater Franz Liszt war ein Visionär der Moderne. Titelgebend steht seine Komposition „Am Grabe Richard Wagners“ am Anfang des Programms.
Programm
Franz Liszt
Am Grabe R. Wagners für Klavier
Karlheinz Stockhausen
Refrain für Klavier, Celesta, Schlagzeug
Richard Wagner
Ankunft bei den schwarzen Schwänen für Klavier solo
Pierre Boulez
Boulez – Dérive I für sechs Instrumente
John Cage
Atlas eclipticalis
Kaija Saariaho
Couleurs du vents für Altflöte solo
Birke Bertelsmeier
beschwingt für Ensemble
Friedrich Nietzsche
Das Fragment an sich für Klavier
Richard Wagner
Elegie (schmachtend) für Klavier
Mauricio Kagel
Match für drei Spieler
Samstag, 3. August 2019, 20 Uhr
Simon Steen-Andersen goes Bayreuth
Konzert und Live-Performance
Leitung: Simon Steen-Andersen
Simon Steen-Andersen treibt in seinen Arbeiten ein virtuoses Spiel mit der Wahrnehmung. Der dänische Komponist und Medienkünstler bildet im Rahmen von Diskurs Bayreuth der Bayreuther Festspiele mit zwei Arbeiten einen Kontrapunkt zu Wagner. In Haus Wahnfried gestaltet er einen inszenierten Abend. In einer Uraufführung lässt er die Geschichte des Ortes und Wagners Musik in einen spielerischen, spannungsvollen Austausch treten.
Werke von Simon Steen-Andersen (Uraufführung)
Komposition/Video: Simon Steen-Andersen
Sänger/Moderator: Andreas Hörl
Klarinette/Bassklarinette: Heni Hyunjung Kim
Violoncello/Flöte: Niklas Seidl
Klavier: Stefan Schreiber
Unterstützt von der Ernst von Siemens Musikstiftung
Mitwirkende
Simon Steen-Andersen, geboren 1976, ist ein in Berlin lebender Komponist und Installationskünstler, dessen Arbeit sich zwischen instrumentaler Musik, Elektronik, Video und Performance, symphonischer und Kammermusik (mit und ohne Multimedia), Soloauftritten und Installationen bewegt. Die Arbeiten der vergangenen sieben Jahre nehmen vor allem konkrete Elemente in die Musik auf und betonen physische und choreographische Aspekte der instrumentalen Aufführung. Oft kommen dabei verstärkte akustische Instrumente in Verbindung mit Sampler, Videos, einfachen Alltagsgegenständen oder Selbstgebautem zum Einsatz. Steen-Andersen erhielt zahlreiche Auszeichnungen und Förderungen – zuletzt den Musikpreis des Nordischen Rats und den Preis des SWR-Sinfonieorchesters Baden-Baden und Freiburg 2014, den Carl Nielsen Preis und den Kunstpreis Musik der Akademie der Künste in Berlin 2013, die Tribune internationale des compositeurs, das DAAD Berliner Künstlerprogramm Residency 2010 und den Kranichsteiner Musikpreis 2008. Seit 2016 ist er Mitglied der Akademie der Künste. Er erhielt Kompositionsaufträge von Ensembles, Orchestern und Festivals wie ensemble recherche, Neue Vokalsolisten Stuttgart, SWR Symphonieorchester, Orchestre Philharmonique de Radio France, Ensemble Ascolta, JACK Quartet, Ensemble Modern, Oslo Sinfonietta, 2e2m, Donaueschinger Musiktage, Ultraschall, Wittener Tage für neue Kammermusik und ECLAT. Außerdem arbeitete er mit Ensembles wie Klangforum Wien, Collegium Novum Zürich, ICTUS, Arditti. Steen-Andersen studierte Komposition bei Karl Aage Rasmussen, Mathias Spahlinger, Gabriel Valverde und Bent Sorensen in Aarhus, Freiburg, Buenos Aires und Kopenhagen von 1998 bis 2006. Seit 2008 ist Simon Steen-Andersen Kompositionsdozent an der Staatlichen Hochschule für Musik Aarhus. Von 2013 bis 2014 war er Gastprofessor an der Norwegischen Musikhochschule in Oslo und von 2014 bis 2016 Dozent bei den Internationalen Ferienkursen für Neue Musik Darmstadt. Die meisten seiner Werke sind bei Edition S (Kopenhagen) erschienen. In Deutschland wird Edition S von Ricordi vertreten.
Stefan Schreiber ist Pianist und Dirigent. Er wurde in Duisburg geboren. Von 2001 bis 2006 war er Studienleiter an der Staatsoper Hannover und von 2006 bis 2012 sowie von 2015 bis 2018 an der Staatsoper Stuttgart. Er unterrichtet an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart und ist Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats der Gesellschaft für Musikgeschichte Baden-Württemberg (20. – 21. Jahrhundert). Schreiber ist spezialisiert in Aufführungen zeitgenössischer Konzert- und Opernrepertoires. Er arbeitete in den letzten Jahren u.a. mit den Komponisten Hans-Joachim Hespos, Chaya Czernowin, Hans Thomalla und Helmut Lachenmann. Darüber hinaus war er als Darsteller in Musiktheater-Produktionen von Anna Viebrock, Christoph Marthaler, Thomas Bischoff und Peter Konwitschny auf der Bühne. Im Frühjahr 2020 hat er Premiere mit Schuberts „Winterreise“ – eine komponierte Interpretation von Hans Zender an der Oper Stuttgart, bei welcher er die musikalische Leitung innehat.
Niklas Seidl ist Cellist und Komponist. Er hat regelmäßige Gastauftritte beim Klangforum Wien, musikFabrik, Stuttgarter Vocalsolisten, Ensemble ascolta, ensemble SurPlus, Thürmchen Ensemble, mam, SCHOLA Heidelberg, ensemble SMASH, dem HR-Symphonieorchester, Lucerne Festival Academy Orchestra und weiteren. Er ist Gründungsmitglied von hand werk und leise dröhnung. Er ist Mitglied im ensemble mosaik. Gemeinsam mit Paul Hübner sind mehrere Musikvideoarbeiten einer Reihe von sogenannten Entertainment-Videos entstanden. Seit 2005 arbeitet Seidl an Hörstücken und Instrumentalkompositionen die u.a. beim Eclat Festival, Wien Modern, Lucerne Festival, Acht Brücken Köln, bei den Darmstädter Ferienkursen, auf Schloss Solitude sowie im Deutschlandfunk Köln und im Rahmen des Festivals Zukunftsmusik des Netzwerk Süd von Ensembles wie Schlagquartett Köln, ensemble mosaik, Ensemble Ascolta, SCHOLA Heidelberg, musikFabrik, Thürmchen Ensemble, IEMA Frankfurt, exaudi London, Ensemble Garage, SurPlus, Ensemble Apparat und MAM aufgeführt wurden. Er ist erster Preisträger beim Ensemblia-Kompositionswettbewerb Mönchengladbach und erhielt mehrere Stipendien, darunter das Bernd-Alois-Zimmermann-Stipendium (2012), die Staubach-Honoraria Darmstadt (2012), das Künstlerstipendium in Schreyahn (2014), das Stipendium der Kunststiftung NRW in Istanbul (2015), das Stipendium der Akademie der Künste (2016) und das Artist in Residence-Stipendium des Umweltbundesamts (2017).
Heni Hyunjung Kim ist Klarinettistin. Sie beschäftigt sich seit vielen Jahren mit zeitgenössischer Musik. Nach ihrem Diplom-Abschluss in künstlerischer Ausbildung an der Hochschule für Musik und Tanz Köln (Standort Wuppertal) absolvierte sie den Masterstudiengang Neue Musik an der Folkwang Universität der Künste und war Stipendiatin der Ensemble Modern Akademie in Frankfurt. 2013 gewann sie als Mitglied des Folkwang Modern Ensembles mit Mikrophonie I den Interpretationspreis bei den Stockhausen-Kursen in Kürten. Weiterhin nahm sie an verschiedenen Festivals und Projekten teil, darunter Manifeste IRCAM, Wittener Tage für neue Kammermusik, Time of Music Festival in Viitasaari, Gaudeamus Muziekweek, Internationale Ferienkurse für Neue Musik in Darmstadt, KunstFestSpiele, NOW-Festival, internationales Neue Musik Festival in Daegu, Korea. Sie ist Gründungsmitglied von Ensemble S201 und Mitglied von Ensemble hand werk sowie consord. In den Spielzeiten 2018 bis 2020 gastiert sie bei zwei verschiedenen Produktionen im Theater Münster, wo sie sowohl als Musikerin als auch als Performerin tätig ist.
Liederabend Günther Groissböck
Montag, 12. August 2019, 20 Uhr
Günther Groissböck, Bass
Alexandra Goloubitskaia, Klavier
Werke von Johannes Brahms, Robert Schumann, Peter Tschaikowsky, Sergej Rachmaninow
Günther Groissböck ist einer der beliebtesten Interpreten der Bayreuther Festspiele. Der österreichische Bass präsentiert in seinem mit Spannung erwarteten Liederabend in der prachtvollen Kulisse des Markgräflichen Opernhauses zwei der bedeutendsten Liedzyklen der Romantik: Johannes Brahms‘ Vier ernste Gesänge und Robert Schumanns Eichendorff-Liederkreis op. 39 sowie ausgewählte Lieder von Peter Tschaikowsky und Sergej Rachmaninow, am Klavier begleitet von Alexandra Goloubitskaia.
Programm
Johannes Brahms
Vier ernste Gesänge op. 121
Robert Schumann
Liederkreis op. 39
Peter I. Tschaikovsky
Ausgewählte Lieder
Sergej Rachmaninow
Ausgewählte Lieder
Donnerstag, 22. August 2019, 20 Uhr
Rossini zu Gast in Wagners Salon
Violine: Torsten Janicke
Violoncello: Anne Yumino Weber
Kontrabass: Matthias Weber
Klavier: Stefan Irmer
Werke von Gioacchino Rossini
Selten sind die Meister der italienischen Oper im intimen Rahmen eines Kammerkonzertes zu hören, und noch seltener in Haus Wahnfried. Gioacchino Rossini, der mit 37 Jahren das Opernkomponieren aufgab, komponierte in späten Jahren eine originelle Flut von pointiert kurzen Werken, die er selbstironisch „Alterssünden“ nannte. Einige dieser raffiniert instrumentierten Kammermusiken sind nun in Wagners Salon zu hören und entdecken.
Programm
Gioachino Rossini
Un rêve (Ein Traum) für Klavier
Un mot à Paganini, élégie (Ein Wort an Paganini) für Violine und Klavier
Hachis romantique (Romantisches Gehacktes) für Klavier
Duetto D-Dur für Violoncello und Kontrabass (1824)
Pause
Memento homo (Gedenke des Menschen) für Klavier
Assez de memento: dansons (Genug des Gedenkens: Lasst uns tanzen) für Klavier
Une larme: thème et variations (Eine Träne: Thema und Variationen) für Violoncello und Klavier
Prélude inoffensif (Harmloses Präludium) für Klavier
Gymnastique d´écartement (Spreizgymnastik) für Klavier
Mitwirkende
Torsten Janicke ist Vertreter der berühmten „Dresdner Streicherschule“. Er studierte Violine bei Professor Heinz Rudolf an der Dresdner Hochschule für Musik sowie in der Meisterklasse von Professor Gustav Schmahl. Torsten Janicke errang bei internationalen Wettbewerben Preise und Auszeichnungen. Im Jahre 1982 engagierte das Rundfunk-Sinfonie-Orchester Leipzig den 24-Jährigen als 1. Konzertmeister. 1989 ging er in derselben Position zunächst zu den Essener Philharmonikern, bis er 1991 als Erster Konzertmeister vom Gürzenich-Orchester Köln verpflichtet wurde. Seine solistische Tätigkeit führte ihn in viele Länder Europas, in die USA sowie nach Afrika. Es entstanden Rundfunkaufnahmen für den BR, den WDR und das Radio de la Suisse Romande. Die weltweit erste Gesamteinspielung aller Violinkonzerte von Hans Werner Henze bei MDG (Dabringhaus & Grimm) erschienen 2005. Daneben widmet sich Torsten Janicke intensiv der Kammermusik. Er ist Primarius des Gürzenich Quartetts, Leiter des Gürzenich Kammerorchesters Köln und leitet verschiedene Orchester in Deutschland, Malaysia und China.
Anne Yumino Weber studierte Violoncello als Jungstudentin in München bei Wen-Sinn Yang, anschließend im Vollstudium bei Wolfgang Emanuel Schmidt (Weimar) und später bei Frans Helmerson an der Musikhochschule „Hanns Eisler“ Berlin. 2014/2015 war sie Stipendiatin der Orchesterakademie der Berliner Philharmoniker. Es folgten Anstellungen als Solocellistin beim Frankfurter Opernorchester, bei der Deutschen Radiophilharmonie Saarbrücken-Kaiserslautern und bei der Orquesta Sinfónica de Galicia in A Coruña, Spanien. Seit 2018 wirkt sie regelmäßig beim Mahler Chamber Orchestra mit. Sie ist Preisträgerin mehrerer nationaler und internationaler Wettbewerbe und Stipendiatin der Deutschen Stiftung Musikleben. Sie trat solistisch mit Orchestern wie den Baden-Badener Philharmonikern, der Nordtschechischen Philharmonie oder dem Philharmonischen Orchester Bad Reichenhall auf. Ihre rege Tätigkeit als Kammermusikerin umfasst Auftritte mit Musikern der Berliner Philharmoniker und mit dem Morgenstern Trio bei Festivals wie dem Luzern Festival, dem Schleswig- Holstein Festival oder den Kammermusiktagen Mettlach.
Matthias Weber war nach Engagements als Solokontrabassist In Bergen/Norwegen und Düsseldorf 26 Jahre lang 1. Solokontrabassist der Münchner Philharmoniker und arbeitete dort mit den Chefdirigenten Sergiu Celibidache, James Levine und Christian Thielemann. Im Jahr 2012 verließ er das Orchester, um einen Ruf als Professor für Kontrabass an der Stuttgarter Musikhochschule anzunehmen. Seit 1990 ist Matthias Weber Mitglied im Bayreuther Festspielorchester und fungiert dort als Stimmführer der Kontrabässe. Zahlreiche internationale Tätigkeiten als Kontrabassist in Orchester und Kammermusik ergänzen seine Karrier, so zum Beispiel wiederholte Einladungen zum „Super World Orchestra“ nach Japan und die Mitwirkung bei Wagners Ring des Nibelungen in Melbourne/Australien 2016 und ebenda bei den Meistersingern von Nürnberg 2018.
Stefan Irmer hat sich als Pianist und Interpret kaum gespielter Klaviermusik einen Namen gemacht. Seit 2013 unterrichtet er als Professor für Liedgestaltung an der HfMT Köln. Von 1997 bis 2007 spielte er beim Label MDG erstmalig das gesamte Klavierwerk Gioachino Rossinis aus den Péchés de vieillesse ein. 2007 fand in Köln unter Irmers künstlerischer Leitung in Zusammenarbeit mit der Kölner Philharmonie und dem WDR an elf Abenden die erstmalige Gesamtaufführung des Spätwerks Rossinis aus den Péchés de vieillesse statt. Im November 2018 präsentierte er beim Festival Tage Alter Musik des WDR in Herne unter dem Titel Völlerei ausgewählte Klavierstücke Rossinis auf einem Erard-Flügel von 1839. Schwerpunkte weiterer CD- und Konzertprojekte sind die Klavierwerke von Muzio Clementi, Sigismund Thalberg, Gabriel Fauré, Jules Massenet und John Field. Als Liedbegleiter und Kammermusiker trat er mit zahlreichen namhaften Sängern und Ensembles auf, wie z. B. dem Bassisten Kurt Moll, dem Consortium Classicum, dem WDR Rundfunkchor und dem Chor des Bayerischen Rundfunks.
Samstag, 24. August 2019, 20 Uhr
Auf dem Weg zum neuen Musikdrama: Richard Wagners Stilbildungsschule
Alexandra Steiner, Sopran
Christa Mayer, Mezzosopran
Hyunduk Kim, Tenor
Werner Van Mechelen, Bariton
Christoph Ulrich Meier, Klavier und Moderation
Im vierten Konzert von Diskurs Bayreuth geht es um Wagners Vorbilder. Mustergültige Werke nahm er in das Programm seiner geplanten Stilbildungsschule auf. Vom Schubertlied über Mozarts „Figaro“ bis zu hochvirtuosen Opernszenen von Heinrich Marschner und Louis Spohr begeisterten ihn ebenso wie die Gesangskunst in den Opern von Auber, Bellini und Gluck bis hin zu Weber. Das mit vier Sängern gestaltete und von Christoph U. Meier moderierte und begleitete Konzert lässt die große Opernkunst vor Wagner lebendig werden.
Programm
Wolfgang Amadeus Mozart
Aus: Le nozze di Figaro, Duett Susanna-Conte
Christoph Willibald Gluck/ Richard Wagner
Aus: Iphigenie in Aulis, Arie des Kalchas
Ludwig von Beethoven
Aus: Egmont, „Die Trommel gerühret“
Intermezzo „Klärchens Tod“
Vincenzo Bellini
Aus: I Capuletti e i Montecchi, Rezitativ und Arioso des Romeo
Francois Adrien Boieldieu
Aus: La dame blanche, Lied der Marguerite, Arie des George
Louis Spohr
Aus: Jessonda, Terzett und Finale 1. Akt
Heinrich Marschner
Aus: Der Vampyr, Ballade und Duett
Franz Schubert
„Sei mir gegrüßt“
Carl Loewe
„Walpurgisnacht“
Daniel Francois-Esprit Auber
Aus: La Muette de Portici, Rezitativ und Arie des Masaniello
Carl Maria von Weber
Aus: Euryanthe, Arie des Lysiart, Duett Eglantine, Lysiart
Mitwirkende
Alexandra Steiner debütierte 2016 als 1. Knappe und Blumenmädchen (1./II) in Parsifal, sowie als Woglinde im Ring des Nibelungen bei den Bayreuther Festspielen. Die deutsche Sopranistin studierte an den Musikhochschulen in Stuttgart und Würzburg, sowie an der International Academy of Voice Gesang u.a. bei Dennis o‘Neill und Nuccia Focile. Engagements führten sie an die Wiener Staatsoper, die Hamburgische Staatsoper, das Hessische Staatstheater Wiesbaden, sowie zum Seoul Arts Center, dem Athens State Orchestra, in den Gasteig München und die Philharmonie Berlin. Dabei arbeitete sie mit Dirigenten wie Marek Janowski, Leo Hussain, Andris Nelsons und Kent Nagano. Zu Ihrem Repertoire zählen Koloraturpartien sowie lyrische Rollen, im Konzertfach zuletzt u.a. Beethoven 9. Sinfonie und Rossinis Petite messe.
Christa Mayer wurde in Sulzbach-Rosenberg geboren und erhielt ihre Ausbildung an der Bayerischen Singakademie sowie an der Hochschule für Musik und Theater München. Seither führten sie Gastspiele an die Bayerische Staatsoper, die Deutsche Oper Berlin sowie an die Opernhäuser in Hamburg, Düsseldorf, Venedig, Florenz, Bilbao, Sevilla, Valencia und Tokio. Im Sommer 2008 debütierte sie als Erda und Waltraute unter Christian Thielemann bei den Bayreuther Festspielen, seitdem ist die Mezzosopranistin ständiger Gast auf dem Grünen Hügel. Christa Mayer ist Ensemblemitglied der Semperoper Dresden und singt dort ein breites Repertoire von Händel und Mozart über Berlioz und Strauss bis Berg und Britten. Zugleich ist sie gefragter Gast auf dem Konzertpodium und arbeitet zusammen mit Riccardo Chailly, Marek Janowski, Fabio Luisi, Zubin Mehta, Jonathan Nott, Simone Young und Jaap van Zweden.
Hyunduk Kim, Tenor, studierte an der Kyung-Hee Universität in Seoul (Korea) bei Professor A.-Kyung Lee, an der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden bei Kammersänger Professor Matthias Henneberg sowie an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien bei Professor Christoph Ulrich Meier und Professor Reto Nickler. Dort sang er u. a. Tamino in Die Zauberflöte, Nemorino in L’elisir d’amore, Don Ramiro in La Cenerentola, Lindoro in L’italiana in Algeri, Ernesto in Don Pasquale, Simon in Der Bettelstudent und Rodriguez in Don Quichotte. Kim war im Jahr 2015 Finalist des 50. Internationalen Antonín Dvořák-Wettbewerbs in Karlsbad und gewann dort den zweiten Preis, außerdem den Edition Bärenreiter Publishing Company Award und den Mozart Award. Des Weiteren gastierte er am Theater Freiberg, am Theater Barocco Baden, beim Musikverein Wien und Tropiques Atrium in Martinique (Frankreich). In der Spielzeit 2018/19 singt er am Volkstheater Rostock Nemorino in Der Liebestrank in deutscher Übertragung von Josef Heinzelmann.
Der vielseitige belgische Bass-Bariton Werner Van Mechelen gehört sowohl in der Oper als auch im Konzert und mit Liederabenden international zu den wichtigen Sängern seines Fachs. Ein Schwerpunkt liegt im deutschen Repertoire, namentlich in den wichtigsten Fachpartien bei Wagner und Strauss. Mit großem Erfolg hat er u.a. hat er den Alberich an der Opéra Royal de Wallonie, der Nederlandse Opera Amsterdam, der Vlaamse Opera Antwerpen und Gent sowie dem Teatro La Fenice Venedig verkörpert. Eine besondere Zuneigung Werner Van Mechelens gilt dem Lied sowie dem Konzertrepertoire: Letzteres reicht von den Passionen J. S. Bachs über romantische Werke wie Elias oder dem Brahms-Requiem und den Liedzyklen und Sinfonien Gustav Mahlers bis zu Werken des 20. und 21. Jahrhunderts.
Christoph Ulrich Meier ist den Bayreuther Festspielen durch eine über 25-jährige Mitwirkung verbunden. Zunächst als Studienleiter und Assistent u.a. von Christian Thielemann und Daniel Barenboim, dessen Assistent er von 1993 bis 2000 auch an der Staatsoper Berlin war. 2007 dirigierte er Tannhäuser bei den Bayreuther Festspielen, seit 2008 ist er dort Musikalischer Supervisor. Gastdirigate führten ihn u.a. an die Deutsche Oper Berlin, die Oper Frankfurt am Main, das Teatro La Fenice Venezia sowie zum Kammerorchester Genf, den Rotterdamer Philharmonikern und zum New Japan Philharmonic Orchestra. Als Liedbegleiter trat er mit Peter Schreier, Waltraud Meier und Mihoko Fujimura auf. Von 2001 bis 2010 war er Professor an der Musikhochschule Detmold, seit 2010 ist er Professor für Musikalische Interpretation und Musikalischer Leiter der Musikdramatischen Darstellung an der Universität für Musik und Darstellende Kunst Wien.
Podiumsdiskussion
Siegfried Wagner zum 150. Geburtstag
Anlässlich seines 150. Geburtstag würdigen die Bayreuther Festspiele Siegfried Wagner auf künstlerische Weise und mit einer Podiumsveranstaltung. Der Sohn Richard Wagners war Komponist, Dirigent, Regisseur und Leiter der Bayreuther Festspiele von 1908 bis 1930. Ein Künstler, der mit 14 vollendeten Opern nach eigenen Texten und einem unermüdlichen Schaffen so vielseitig war, wie kaum jemand seiner Zunft.
30.7.2019, 11:00 – 14:00 Uhr, Haus Wahnfried
11:00 Uhr: „„Ich glaube zu erkennen, wie weit ich gehen kann“. Siegfried Wagner – Ein Künstlerporträt mit Markus Kiesel und Alexander Meier-Dörzenbach
12:30 Uhr: Produktionsgespräch zur Uraufführung „SIEGFRIED“ mit den Autoren Feridun Zaimoglu und Günter Senkel sowie dem Regisseur Philipp Preuss und den Darstellern
Seit 2017 erweitern die Bayreuther Festspiele ihr Rahmenprogramm um die Veranstaltungsreihe DISKURS BAYREUTH. Künstlerisch und wissenschaftlich soll darin das kulturhistorische Phänomen „Richard Wagner“ reflektiert und kontrovers erörtert werden. Im Jahr 2018 drehten sich das Symposium und die Uraufführung von DISKURS BAYREUTH um „Verbote (in) der Kunst“.
Der verschwundene Hochzeiter
2018 wird am 24. Juli im Rahmen von DISKURS BAYREUTH die Oper „der verschwundene hochzeiter“ des renommierten österreichischen Komponisten Klaus Lang in Bayreuth uraufgeführt. Damit erweitern die Festspiele ihr künstlerisches Spektrum, denn wie das Festspielhaus von Wagner als Provisorium bezeichnet wurde, dessen Entwicklung erst noch bevorstehe, so waren die Festspiele durch ihn ursprünglich nicht allein zur Bewahrung und Pflege des Bestehenden konzipiert worden, vielmehr auch, um Neues zu wagen und ausgetretene Pfade zu verlassen. Ganz im Sinne seines schöpferischen Credos als „der nie zufried‘ne Geist, der stets auf Neues sinnt“.
Mit „Lohengrin“, 2018 Neuinszenierung auf der Bühne des Festspielhauses, verbindet die Oper „der verschwundene hochzeiter“ der Erlass eines rigiden Verbots, dessen Übertretung und fatale Folgen.
Besetzung
Musikalische Leitung
Klaus Lang
Konzept, Regie, Raum
Paul Esterhazy
Video
Friedrich Zorn
Kostüm
Pia Janssen
Der Hochzeiter I – Darsteller: Jiří Bubeníček
Der Hochzeiter II – Darsteller: Otto Bubeníček
Der Hochzeiter – Bass: Alexander Kiechle
Der Fremde – Countertenor: Terry Wey
Orchester: ensemble Ictus, Einstudierung Georges-Elie Octors
Chor: Cantando Admont, Einstudierung Cordula Bürgi
Handlung
Der verschwundene Hochzeiter.
Klaus Langs Oper ist inspiriert durch eine alte Sage aus dem Gölsental in Niederösterreich. Sie berichtet die unerhörte Geschichte eines Bräutigams, der von einem Fremden zu dessen Hochzeit geladen wird. Auf seinem Weg durch fremde Landschaften gerät er zum Fest des Unbekannten und geht in der Zeit verloren. Er tanzt länger, als ihm erlaubt wird. Bei seiner Rückkehr sind 300 Jahre vergangen.
„einst drei tag nach der HOCHZEIT,
ging ein mann fort aus dem dorf.
doch er kam dann nie mehr heim.
das war vor DREIHUNDERT jahrn.“
Die Musik umfasst den Raum, umhüllt den Hörer, „von leerster Leere bis zu vollster Fülle“ in den Worten des Komponisten. „Sie will nicht locken, verführen, aber ermutigen, in ihr Innerstes einzutreten und ihren unzähligen Verästelungen nachzuspüren und ihre unerwarteten Weiten zu erforschen.“ Sie vollzieht eine Reise, in der wir hörend „im Bekannten Fremdes, in der Bewegung Stillstand, im Klang Stille entdecken.“
„was sind wir als staub im wind“
(aus dem Libretto von Klaus Lang)
Inszenierung
„der verschwundene hochzeiter“ wird im „Reichshof“ Bayreuth im Herzen der Stadt aufgeführt, einem historischen, jahrzehntelang nicht genutzten Kinosaal aus dem Jahr 1925 mit wechselvoller Geschichte, in dem die Zeit still scheinbar stillgestanden ist.
Die Geschichte eines Mannes, der aus der Zeit fällt, wird in dieser Szenerie erzählt. Für Bayreuth ist ein „KLang“-Projekt in mehrfacher Hinsicht frappierend: Die Musik von Klaus Lang schließt unmittelbar bei Renaissance und Frühbarock an. Sie schafft es, die Trennung von Zeit und Raum außer Kraft zu setzen. Die Inszenierung bespielt den Raum in einem Vexierspiel von Realitätsebenen. Für die Produktion konnten der Regisseur Paul Esterhazy und der Videokünstler Friedrich Zorn gewonnen werden.
Mit den Brüdern Jiří und Otto Bubeníček, den Solisten Terry Wey und Alexander Kiechle, dem Ictus Ensemble Brüssel und dem österreichischen Vokalensemble Cantando Admont wird die Oper von herausragenden Interpreten der internationalen Musik- und Theaterszene realisiert.
Symposium
VERBOTE (IN) DER KUNST
Symposium von „Diskurs Bayreuth“ der Bayreuther Festspiele 2018
Was ist erlaubt, was ist verboten in der Kunst? Wo sind die Grenzen der künstlerischen Freiheit? In Zeiten von neuen Bilderstürmen und Redeverboten berühren Fragen danach höchst sensible Bereiche.
Freitag 3. August, 14 – 17 Uhr
„Vom Nutzen und Nachteil der Provokation für die Kunst“
Thea Dorn im Dialog mit Feridun Zaimoglu
„Wie politisch korrekt muss Kunst in Deutschland sein?“
Eugen Gomringer im Dialog mit Lucian Hölscher
Samstag 4. August, 10 – 17 Uhr
Kunstfreiheit, das Grundgesetz und das Ermöglichen von Kunst
Gerhart Baum im Dialog mit Charlotte Seither
„…noch Wissens Sorge tragen.“ Denkverbote zu Wagner im Dritten Reich
Hans R. Vaget
Schönheit und Machtgebot. Politische Verstrickungen der Oper
Bernd Feuchtner
Hans R. Vaget und Bernd Feuchtner im Gespräch
Das Frageverbot und die moderne Gesellschaft. Zu Richard Wagners „Lohengrin“
Ute Frevert
„Hier gilt’s der Kunst, wer sie versteht, der werb um mich.“ Politische Versteckspiele bei Wagner und um Wagner herum
Detlef Brandenburg
Ute Frevert und Detlef Brandenburg im Gespräch
Sonntag, 5. August 2018, 10 – 13 Uhr
Freiheit durch Begrenzung: „Verbote“ in der Musik um 1600 und die Kunst der Entscheidung.
Klaus Lang
Das Verbotene suchen. Gibt es noch „Vorschriften“ in der Neuen Musik?
Lydia Jeschke
Klaus Lang und Lydia Jeschke im Gespräch
der verschwundene hochzeiter. Zur Produktion der Festspiele 2018
Paul Esterhazy, Klaus Lang, Detlef Brandenburg, Lydia Jeschke
Konzerte
Montag, 30. Juli 2018, 20 Uhr
Dominik Hellsberg, Karl Heinrich Niebuhr, Violine
Ivan Bezpalov, Viola
Margarethe Niebuhr, Violoncello
Jendrik Springer, Klavier
Joseph Haydn
Streichquartett Hob: III,1 C-Dur, op. 76 Nr. 3 „Kaiserquartett“ (1797)
Klaus Lang
schumanns geister.
für Streichquartett und Klavier (2007)
Dmitri Schostakowitsch
Streichquartett Nr. 4 D-Dur op. 83 (1949)
Samstag, 4. August 2017, 20 Uhr
Florian Hölscher, Klavier
Arthur Hornig, Violoncello
Claude Debussy
Six Epigraphes antiques (1900/1914)
Alberto Posadas
Anklänge an B. A. Zimmermann (2018)
Luciano Berio
Wasserklavier (1965)
Klaus Lang
fließende Berge
für Klavier (2015)
Igor Strawinsky
Suite italienne
für Violoncello und Klavier (1920/1933)
Sonntag, 5. August 2017, 20 Uhr
Sophie Rennert, Mezzosopran
Jendrik Springer, Klavier
Sergej Prokofjew
Fünf Gedichte nach Anna Achmatowa op. 27 (1916)
Erich Wolfgang Korngold
Four Shakespeare Songs op. 31 (1937–1941)
Paul Hindemith
Acht Lieder op. 18
Robert Schumann
Liederkreis op. 24
nach Heinrich Heine (1840)
Symposium
Fr, 28. Juli 2017
Wagner im Nationalsozialismus – Zur Frage des Sündenfalls in der Kunst
10:00 Uhr Begrüßung
10:15 Die Meistersinger von Nürnberg
Gesprächsrunde zur Inszenierung von Barrie Kosky
Mitchell Ash, Micha Brumlik, Dörte Schmidt, Klaus Zehelein – Moderation: Wolfgang Fink
11:15 Hitler in Bayreuth
Filmaufnahmen aus dem Archiv der Familie Wagner
11:45 Micha Brumlik / Irmela von der Lühe
„Hitler und seinem Bayreuth zum Trotz“ – Richard Wagner als Analytiker des 20. Jahrhunderts
Prof. Dr. Micha Brumlik
„Hitlers Hoftheater“ – Thomas Manns Auseinandersetzung mit Bayreuth
Prof. Dr. Irmela von der Lühe
Im Dialog: Micha Brumlik und Irmela von der Lühe
14:30 Ulrich Konrad / Gerhard R. Koch
(K)ein „Schriftsteller im eigentlichen Sinne des Wortes“? – Wagners publizistisches Œuvre 1834–1883
Prof. Dr. Ulrich Konrad
Richard Wagner und die Tradition solipsistischer Selbstverklärung bei Alexander Skrjabin, Hans Pfitzner, Karlheinz Stockhausen und Hans-Jürgen Syberberg – einschließlich der Minimalempathie für andere
Gerhard R. Koch
Im Dialog: Ulrich Konrad und Gerhard R. Koch
16:00 Dieter Schnebel / Ernst Osterkamp
„Zeitenwechsel“
Der Komponist Prof. Dr. Dieter Schnebel
im Dialog mit Prof. Dr. Ernst Osterkamp
20:00 Konzert
Sa, 29. Juli 2017
Oper ohne Wagner? – Musik ohne Oper?
Die Situation der Künste in der Neuorientierung nach dem Zweiten Weltkrieg
10:00 Klaus Zehelein / Jürgen Schläder
„… macht Neues“ (?): Musiktheater nach 1945
Prof. Klaus Zehelein im Dialog mit Prof. Dr. Jürgen Schläder
11:30 Mitchell Ash / Dörte Schmidt
Wagner als kulturelle Ressource der Nachkriegszeit
Prof. Dr. Mitchell Ash
Wagner und die „Musik als Ernstfall“ oder Warum nach dem Zweiten Weltkrieg Emigranten nach Bayreuth fahren
Prof. Dr. Dörte Schmidt
Im Dialog: Mitchell Ash und Dörte Schmidt
14:15 Elisabeth Bronfen / Larry Wolff
„High-Low Wagner“ – Ehrfurcht und Travestie in der Mitte des 20. Jahrhunderts
Prof. Dr. Elisabeth Bronfen im Dialog mit Prof. Dr. Larry Wolff
15:15 Silke Leopold / Reinhard Kapp
Barockoper von Wagners Gnaden
Prof. Dr. Silke Leopold
Wagnerprobleme in Nachkriegszeiten
Prof. Dr. Reinhard Kapp
Im Dialog: Silke Leopold und Reinhard Kapp
16:45 Friedemann Pestel / Wolfgang Fink
„Ein Programm, was auch irgend etwas über die Situation Deutschlands aussagt“? (Furtwängler). Wagner in den internationalen Tourneen deutscher und österreichischer Orchester zwischen den 1930er und 1960er Jahren
Dr. Friedemann Pestel
Darmstadt und (Neu-) Bayreuth. Zwei prominente Ansätze zur Neujustierung des Musiklebens im Nachkriegsdeutschland
Dr. Wolfgang Fink
Im Dialog: Wolfgang Fink und Friedemann Pestel
Konzerte
Freitag, 28. Juli 2017
Matthias Wollong, Violine
Andreas Wylezol, Kontrabass
Michael Horwath, Viola
Robert Oberaigner, Klarinette
Norbert Anger, Violoncello
Michael Schöch, Klavier
Arnold Schönberg
Fantasie für Violine und Klavier op. 47 (1949)
Hans Pfitzner
Sextett g-Moll op. 55
für Klarinette, Violine, Viola, Violoncello, Kontrabass und Klavier (1945)
Olivier Messiaen
Quatuor pour la fin du temps (Quartett auf das Ende der Zeit)
für Klarinette, Violine, Violoncello und Klavier (1941)
Sonntag, 30. Juli 2017
Daniel Behle, Tenor
Stefan Schreiber, Klavier
Paulus van der Merwe, Oboe
Gaspare BuonOmano, Klarinette
Tobias Pelkner, Fagott
Erwin Schulhoff
Divertissement per oboe, clarinetto e fagotto (1927)
Theodor W. Adorno
Zwei Propagandagedichte für Singstimme und Klavier (1943)
1. Brecht (In Sturmesnacht)
2. Lied von der Stange
Hanns Eisler
Lieder nach Bertolt Brecht
Und was bekam des Soldaten Weib (1942-43)
Kälbermarsch (1942-43)
Lieder aus dem Hollywooder Liederbuch (1942-43)
Ernst Krenek
Aus „Kehraus um St. Stephan“ (1930):
Zwei Lieder des Brandstetter
für Tenor, Oboe, Klarinette, Fagott und Klavier
Dienstag, 1. August 2017
Jürgen Kruse, Klavier
Paul Hindemith
Suite „1922“ op. 26
Erwin Schulhoff
Jazz-Etüde (1926)
Béla Bartók
Drei Etüden op. 18 (1918)
Pierre Boulez
Douze Notations (1945)
Karl Amadeus Hartmann
Sonate „27. April 1945“ für Klavier (1945)
Dienstag, 22. August 2017
Juraj Cizmarovic, Violine
Pascal Théry, Violine
Laurent Verney, Viola
Tatjana Uhde, Violoncello
Jakub Cizmarovic, Klavier
Peter Schweiger, Sprecher
Gustav Mahler
Quartettsatz a-Moll
für Klavier und Streichtrio (1876)
Gideon Klein
Variationen über ein mährisches Volkslied
für Streichtrio (1944)
Karl Amadeus Hartmann
Streichquartett Nr. 1 „Carillon“ (1933)
Arnold Schönberg
„Ode to Napoleon“ op. 41
für Sprecher, Streichquartett und Klavier (1942)